Samstag, 14. September 2024

Karl May in der DDR

Karl May in der DDR

„Karl May war bei uns verboten“. (erzählte mir eine Besucherin, als ich im Karl-May-Haus in Hohenstein-Ernstthal an der Kasse saß.)

Nein, war er nicht. Sie war ziemlich überrascht, als ich ihr erklärte, dass das nie der Fall war. Ja, er war beim ZK nicht beliebt und es wurde kein Papier für den Druck seiner Bücher zur Verfügung gestellt. Doch sie sahen nie einen Grund, seine Bücher zu verbieten.

Es stellte sich heraus, während ihrer Schulzeit hatte ein Lehrer ihr ein Buch von Karl May weg genommen mit dem Argument, es sei verboten. Ein böser Trick, um an das Buch zu kommen!

Denn tatsächlich waren sie sehr gefragt.

1958 gab es ein kleines Heftchen unter dem Titel „In Abrahim Mamurs Gewalt“ mit Auszügen aus dem Roman „Durch die Wüste“, ohne Autorennamen auf dem Titelbild.

Dann wurde es wieder still.

Bei Privatauktionen wurden bis zu 500,- Mark für eins seiner Bücher gezahlt. (ein durchschnittliches Monatseinkommen lag bei etwa 400-430,- Mark, eine Mietwohnung war für ungefähr 40,- Mark zu bekommen. In Relation zu den heutigen Preisen entspricht das grob geschätzt etwa 2000,- €).

Es gibt auch eine „Privatausgabe“ von zusammen gehefteten Seiten. Es hatte sich wirklich jemand die Mühe gemacht, Winnetou Zeile für Zeile mit der Schreibmaschine abzutippen.

1982 wurden die Verfilmungen mit Pierre Brice und Lex Barker endlich auch in der DDR gezeigt. Damit wuchs auch das Interesse wieder stark an. In der Heftromanreihe „Das neue Abenteuer“ erschien „Ein Ölbrand“, ebenfalls ein Auszug aus einem Roman. 

Im Verlag „Neues Leben“ durften 1982-1989 ein paar Titel mit je einer Auflage von je 250 000 Exemplaren erscheinen. Es waren 11 Titel: „Durch Wüste und Harem“ („Durch die Wüste“), „Winnetou“ 1-3, „Der Schatz im Silbersee“, „Der Ölprinz“, „Der Sohn des Bärenjägers“ und „Der Geist des Llano Estacado“ („Unter Geiern“), „Old Surehand“ 1-3. Nach der Wende brachte der Verlag noch einige weitere Titel heraus.






Die Schlacht in der Mapimi – Hörspielschallplatte mit einem Auszug aus „Winnetou 2“







Amiga-Schallplatte mit der Winnetou-Melodie von Martin Böttcher





Kinoplakat zur Ausstrahlung in der DDR












1986 kam die erste Verfilmung der DeFa nach einem Roman von Karl May heraus: der Zweiteiler „Das Buschgespenst“, der bis heute als eine der besten Verfilmungen eines Karl May-Romans gilt.




DAS BUSCHGESPENST

DDR 1986

Regie: Vera Loebner

Drehbuch: Friedemann Schreiter

Darsteller: Rolf Ludwig (Franz Arndt), Kurt Böwe (Förster), Barbara Dittus (Mutter von Seidelmann), Detlef Gieß (Fritz Seidelmann)







Nach dem Erfolg kam 1988 der nächste Zweiteiler heraus. „Präriejäger in Mexiko“ (Nach „Benito Juarez“ und „Trapper Geierschnsbel“ aus dem Zyklus „Das Waldröschen“) erreichte aber nie den Erfolg des Buschgespensts.









PRÄRIEJÄGER IN MEXIKO

DDR 1988

Regie: Hans Knötzsch

Drehbuch: Hans Knötzsch

Darsteller: Koljo Dontschev (Schwarzer Gerard), Gojko Mitic (Bärenauge), Doko Rosic (Geierschnabel),








1990 brachte die DeFa noch den Puppentrickfilm „Die Spur führt zum Silbersee“. (Begonnen hatten die Dreharbeiten 1987, kann also noch als DDR-Produktion gezählt werden) Wie im Realfilm von 1962 wurde Old Firehand durch Old Shatterhand ersetzt. Doch sonst hielt sich der Puppentrickfilm mehr an die Romanvorlage als der Realfilm.






Es war geplant „Der Geist des Llano Estacado“ ebenfalls als Puppentrickfilm umzusetzen, doch dazu kam es leider nicht mehr.


Michael Sonntag

Filmplakat



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