Karl May in der DDR
„Karl May war bei uns
verboten“. (erzählte mir eine Besucherin, als ich im Karl-May-Haus
in Hohenstein-Ernstthal an der Kasse saß.)
Nein, war er nicht. Sie
war ziemlich überrascht, als ich ihr erklärte, dass das nie der
Fall war. Ja, er war beim ZK nicht beliebt und es wurde kein Papier
für den Druck seiner Bücher zur Verfügung gestellt. Doch sie sahen
nie einen Grund, seine Bücher zu verbieten.
Es stellte sich heraus,
während ihrer Schulzeit hatte ein Lehrer ihr ein Buch von Karl May
weg genommen mit dem Argument, es sei verboten. Ein böser Trick, um
an das Buch zu kommen!
Denn tatsächlich waren
sie sehr gefragt.
1958 gab es ein kleines Heftchen unter dem Titel „In Abrahim Mamurs Gewalt“ mit Auszügen aus dem Roman „Durch die Wüste“, ohne Autorennamen auf dem Titelbild. Dann wurde es wieder
still.
Bei Privatauktionen
wurden bis zu 500,- Mark für eins seiner Bücher gezahlt. (ein
durchschnittliches Monatseinkommen lag bei etwa 400-430,- Mark, eine
Mietwohnung war für ungefähr 40,- Mark zu bekommen. In Relation zu
den heutigen Preisen entspricht das grob geschätzt etwa 2000,- €).
Es gibt auch eine
„Privatausgabe“ von zusammen gehefteten Seiten. Es hatte sich
wirklich jemand die Mühe gemacht, Winnetou Zeile für Zeile mit der
Schreibmaschine abzutippen.
1982 wurden die
Verfilmungen mit Pierre Brice und Lex Barker endlich auch in der DDR
gezeigt. Damit wuchs auch das Interesse wieder stark an. In der
Heftromanreihe „Das neue Abenteuer“ erschien „Ein Ölbrand“,
ebenfalls ein Auszug aus einem Roman. Im Verlag „Neues Leben“ durften 1982-1989 ein paar Titel mit je einer Auflage von je 250 000 Exemplaren erscheinen. Es waren 11 Titel: „Durch Wüste und Harem“ („Durch die Wüste“), „Winnetou“ 1-3, „Der Schatz im Silbersee“, „Der Ölprinz“, „Der Sohn des Bärenjägers“ und „Der Geist des Llano Estacado“ („Unter Geiern“), „Old Surehand“ 1-3. Nach der Wende brachte der Verlag noch einige weitere Titel heraus.
Die Schlacht in der
Mapimi – Hörspielschallplatte mit einem Auszug aus „Winnetou 2“
Amiga-Schallplatte mit
der Winnetou-Melodie von Martin Böttcher
Kinoplakat zur
Ausstrahlung in der DDR
1986 kam die erste
Verfilmung der DeFa nach einem Roman von Karl May heraus: der
Zweiteiler „Das Buschgespenst“, der bis heute als eine der besten
Verfilmungen eines Karl May-Romans gilt.
DAS BUSCHGESPENST
DDR 1986
Regie: Vera Loebner
Drehbuch: Friedemann
Schreiter
Darsteller: Rolf Ludwig
(Franz Arndt), Kurt Böwe (Förster), Barbara Dittus (Mutter von
Seidelmann), Detlef Gieß (Fritz Seidelmann)
Nach dem Erfolg kam
1988 der nächste Zweiteiler heraus. „Präriejäger in Mexiko“
(Nach „Benito Juarez“ und „Trapper Geierschnsbel“ aus dem
Zyklus „Das Waldröschen“) erreichte aber nie den Erfolg des
Buschgespensts.
PRÄRIEJÄGER IN MEXIKODDR 1988 Regie: Hans Knötzsch Drehbuch: Hans Knötzsch
Darsteller: Koljo Dontschev (Schwarzer Gerard), Gojko Mitic (Bärenauge), Doko Rosic (Geierschnabel),
1990 brachte die DeFa
noch den Puppentrickfilm „Die Spur führt zum Silbersee“.
(Begonnen hatten die Dreharbeiten 1987, kann also noch als
DDR-Produktion gezählt werden) Wie im Realfilm von 1962 wurde Old
Firehand durch Old Shatterhand ersetzt. Doch sonst hielt sich der
Puppentrickfilm mehr an die Romanvorlage als der Realfilm.
Es war geplant „Der
Geist des Llano Estacado“ ebenfalls als Puppentrickfilm umzusetzen,
doch dazu kam es leider nicht mehr.
Michael
Sonntag
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