Henry Rider Haggard wurde am 22. Juni 1856 in Bradeham Hall, Norfolk, England, geboren. Der junge Haggard las nicht viel, denn er zog es zeitlebens vor, Erfahrungen lieber im Leben zu sammeln, als sie aus Büchern zu beziehen.
Haggard war zudem ein schwieriges Kind. Seine Familie hielt ihn zudem für dumm, denn er lernte nicht leicht, merkte sich nur das, was ihn interessierte, und dazu gehörte keinesfalls die Mathematik.
Als einziger von seinen neun Geschwistern hatte er daher keine höhere Schulbildung, sondern besuchte nur die „Grammar School“ und wurde eine Zeitlang auch privat unterrichtet.
Haggard hatte jedoch das Glück, in den Geistlichen H. J. Graham einen verständnisvollen Lehrer zu finden, so dass diese Jahre zu den schönsten seines Lebens gehörten.
Seine Erziehung dauerte bis zum Alter von siebzehn Jahren, dann setzte sich Haggards Vater in den Kopf, den Sohn die diplomatische Laufbahn einschlagen zu lassen, und ihn für die Aufnahmeprüfung für das Auswärtige Amt vorzubereiten.
Zu dieser Zeit kam Haggard auch mit spiritistischen Zirkeln in Verbindung, einen Einfluss, der ihn zeit seines Lebens nicht mehr loslassen sollte.
Aus der diplomatischen Laufbahn wurde jedoch nichts, denn in einem plötzlichen Sinneswandel schickte ihn sein Vater, als er hörte, dass einer seiner Freunde zum Gouverneur von Natal ernannt worden war, mit diesem nach Südafrika.
Als Privatsekretär dieses Mannes und später als Gerichtsbeamter in Pretoria hatte Haggard danach die Gelegenheit, entscheidende Ereignisse in der Geschichte Südafrikas mitzuerleben.
Im Jahr 1878 ergab sich für ihn die Gelegenheit Mitarbeiter des Kolonialbeamten Theophilus Shepstone, zu werden, der eine Expedition in den Transvaal unternahm. Dabei durchquerte Haggard das fast unbekannte Transvaal und beobachtete und absorbierte alles, was ihm Land und Leute an Ungewöhnlichem und Fremdartigen boten.
Haggard, der sich in der Krise zwischen den Briten und den Buren ausgezeichnet hatte, gab plötzlich seinen Regierungsposten auf, verließ Pretoria und ließ sich in Natal als Straußenfarmer nieder.
Ein Grund hierfür mochte auch seine unglückliche Liebe zu einer englischen Schönheit gewesen sein, die er schon vor seiner Abreise nach Afrika kennengelernt hatte und heiraten wollte. Als jedoch Haggards Vater davon erfuhr, dass sein Sohn von seinem Posten nach Europa zurückkehren wollte, um zu heiraten, verbot er es ihm.
Haggard blieb, obwohl er sein Gepäck bereits aufgegeben hatte. Kurz danach gab ihm die schöne Dame den Laufpass. Diese schwächliche Entscheidung bereute der Autor sein Leben lang.
Haggard begab sich danach aber nicht sofort auf seine Farm, sondern kehrte zunächst nach England zurück, wo er bald, gegen den Widerstand ihres Vormundes, eine reiche Erbin aus einer Offiziersfamilie heiratete.
Unterdessen gingen die Kämpfe zwischen den Buren und den Engländern in Südafrika weiter. Bei Mujuba Hill fielen viele von Haggards Freunden.
1881 wurden den Buren schließlich unter Krüger die Autonomie gewährt. Haggard, der die britischen Konzessionen für einen politischen Fehler hielt, erkannte, dass er in Südafrika keine Zukunft mehr hatte, und kehrte nach England zurück, wo das Ehepaar zunächst von dem Vermögen der Frau lebte, während Haggard Jura studierte. In dieser Zeit schrieb Haggard erste Artikel für Zeitungen und Zeitschriften.
Ein erstes Buch "CETYWAYO AND HIS WHITE NEIGHBOURS", das Haggard im Jahre 1882 schrieb, ist eine datenreiche und recht objektive Darstellung der jüngsten Geschichte Transvaals und Natals. Das Buch gilt heute noch als wertvolle Lektüre für Studien über diese Geschichtsepoche.
Zwei unmittelbar darauf folgende Melodramen mit den Titeln "DAWN" (1884) und "WITCH’S HEAD" (1885) erregten dagegen wenig Aufmerksamkeit.
Henry Rider Haggards Durchbruch als Schriftsteller gelang ihm schließlich im Jahr 1885 mit dem Roman "KING SOLOMON’S MINES", einem der berühmtesten Abenteuerromane des 19. Jahrhunderts.
Dieses ungewöhnlich erfolgreiche Buch entsprang einer Wette mit einem seiner Brüder, der behauptet hatte, Henry Rider könne nichts schreiben, was auch nur halb so gut sei wie Stevensons Roman "DIE SCHATZINSEL" sei, der damals Tagesgespräch in England war.
Haggard nahm seinen Bruder beim Wort und schrieb in nur sechs Wochen "KÖNIG SALOMOS DIAMANTEN". Dieser Roman begründete auch Haggards eigenen Reichtum, was dem Ratschlag eines anonymen Schreibers im Vorzimmer seines Verlegers zu verdanken ist.
Vor die Wahl zwischen einer Pauschale von 100 Pfund (damals ein achtbarer Betrag) oder Tantiemen gestellt, folgte Haggard dem Rat des Vorzimmerschreibers und entschied sich für die Tantieme.
Der Roman "KÖNIG SALOMONS DIAMANTEN" wurde über Nacht zum Bestseller und war seit seinem Erscheinen in Großbritannien nie vergriffen.
1887 erschien mit "ALLAN QUATERMAIN" Haggards nächster Roman, der neben "KÖNIG SALOMONS DIAMANTEN" und "SIE" zu den bekanntesten Büchern des Autors zählt, und vielleicht der beste Roman seiner Karriere als Schriftsteller ist.
Im selben Jahr erschien auch der Abenteuerroman "SIE", der neben "KÖNIG SALOMONS DIAMANTEN" und "ALLAN QUATERMAIN" einer von seinen erfolgreichsten Romanen ist, und auch mehrmals verfilmt wurde.
Der Roman beschreibt die unglückliche Liebe zwischen Ayescha (SHE), einer unsterblichen Göttin, die in der verborgenen Stadt Kor in Afrika über ein Volk von Schwarzen herrscht und einem englischen Abenteurer.
1890 erschien der Roman "DAS HERZ DER WELT", eine fast in Vergessenheit geratene, aber sehr interessante Abenteuergeschichte, mit der Haggard eine Fortsetzung der Odyssee schrieb, der aber im Gegensatz zu vielen seiner anderen Bücher kein Verkaufsschlager wurde.
Zwischen 1901 und 1902 bereiste Haggard alle englischen Counties, um Material für einen Bericht zu sammeln. Das Ergebnis dieser Arbeit war "RURAL ENGLAND" (1906), in dem Haggard feststellte, dass nur die Regierung die Landwirtschaft Englands retten könne. Doch erst 1909 wurden einige von seinen vorgeschlagenen Programmen Gesetz.
Der nächste Dienst für sein Land begann 1905, als er sich für das von der Heilsarmee durchgeführte Programm für die Ausrottung der Arbeitslosigkeit und Armut einsetzte.
Haggards Buch "REGENERATION" (1910) war der Niederschlag dieser Studien. Es folgt 1910 seine Arbeit bei der "ROYAL EROSION AND REFORESTATION COMMISSION" (Königliche Kommission für Erosion und Wiederaufforstung). Diese Tätigkeit wurde 1911 mit der Erhebung in den Ritterstand belohnt.
Haggards Privatleben war hauptsächlich auf die Familie und seine Freunde konzentriert. Seine Ehe war glücklich, wurde jedoch durch die Tragödie des frühen Todes seines Sohnes überschattet.
Zu Haggards Freunden zählten unter anderem Robert L. Stevenson, Rudyard Kipling, Stanley Weyman, W. E. Henley und Andrew Lang.
1905, also 18 Jahre nach "SIE", kehrte Haggard zu seiner Protagonistin Ayesha in dem Roman "AYESHA – SIE KEHRT ZURÜCK", zurück.
1921 trafen Haggards bekannteste Abenteuergestalten in dem Roman "SIE UND ALLAN" zusammen und zwei Jahre später erzählte Ayescha in "DIE TOCHTER DER WEISHEIT" (1923), dem letzten Roman des "AYESHA" – Quartetts, die Geschichte ihrer ersten Inkarnation als Tochter der Isis.
Die meisten von Haggards Büchern sind phantasievolle Abenteuergeschichten und spielen in Afrika, das er ja bestens kannte.
Einige Ausnahmen waren unter anderem die Romane "KLEOPATRA" (1889), ein Abenteuerroman aus dem alten Ägypten, "ERIK HELLAUGE" (1891), eine Geschichte aus dem 10. Jahrhundert der Wikinger, "MONTEZUMAS DAUGHTER" (1893), der zur Zeit Cortez spielt, und "DAS HALSBAND DES WANDERERS" (1914).
Eine seiner interessantesten afrikanischen Abenteuergeschichten ist wohl der erstmals 1897 erschienene Roman "NADA, DIE LILIE".
Im Jahre 1912 veröffentlichte Haggard mit "MARIE", den ersten Teil einer Abenteuer-Trilogie über den Untergang des Zuluvolkes. 1913 folgte mit "KIND DES STURMS" die Fortsetzung und 1917 mit "ZIKALIS RACHE" der Abschlussband der Trilogie.
Insgesamt schrieb Haggard bis zu seinem Tod am 14. Mai 1925 58 Romane und Erzählungsbände. Seine zweibändige Autobiographie mit dem Titel "THE DAYS OF MY LIFE", die er im Jahre 1925 schrieb, wurde jedoch erst ein Jahr nach seinem Tod veröffentlicht.
© by Ingo Löchel
Deutsche Veröffentlichungen
Heyne Verlag, 1984-2000)
01. Sie
02. Allan Quatermain
03. Ayesha – sie kehrt zurück
04. Sie und Allan
05. König Salomons Diamanten
06. Die Heilige Blume
07. Das Halsband des Wanderers
08. Tochter der Weisheit
09. Das Sehnen der Welt
10. Morgenstern
11. Das Herz der Welt
12. Das Nebelvolk
13. Kleopatra
14. Als die Welt erbebte
15. Der Geist von Bambatse
16. Allan Quatermain der Jäger
17. Allan Quatermain und die Eisgötter
18. Das Elfenbeinkind
19. Der Gelbe Gott
20. Heu-Heu oder Das Monster
21. Nada die Lilie
22. Der Schatz im See
23. Marie
24. Kind des Sturms
25. Zikalis Rache
26. Der Allan der Antike
27. Der Ring der Königin von Saba
28. Die Jungfrau der Sonne
Haggard Edition - Walter Mayrhofer
Die Tochter Montezumas
Mr. Meesons Testament
Der Hexenkopf
Der große Treck
Die Brüder
Die Geisterkönige
Das Perlenmädchen
Mond von Israel
Die rote Eve
Bibliographische Notizen
Alan Quatermain
(1885) König Salomons Diamanten (King Solomon’s Mines)
(1887) Allan Quatermain (Allan Quatermain)
(1912) Marie (Marie)
(1913) Kind des Sturms (Child of Storm)
(1915) Die Heilige Blume (The Holy Flower)
( 1916) Das Elfenbeinkind (The Ivory Child)
(1917) Zikalis Rache (Finished)
(1920) Der Allan der Antike (The Ancient Allan)
(1921) Sie und Allan (She and Allan)
(1924) Heu-Heu oder Das Ungeheuer (Heu-Heu)
(1926) Der Schatz im See (Treasure of the Lake)
(1927) Allan Quatermain und die Eis-Götter. Eine Geschichte von den Anfängen (Allan and The Ice Gods)
Erzählungen
(1887) Ein Löwenkampf in Südafrika. Eine Erzählung von drei Löwen (in Allan Quatermain der Jäger / A Tale of Three Lions)
(1888) Rache für Maiwa (in Allan Quatermain der Jäger / Maiwa’s Revenge, or: The War of the Little Hand)
(1889) Der Zauberer im Sululande (in: Allan Quatermain der Jäger / Allan’s Wife)
Sie
(1887) Sie (She)
(1905) Ayesha – Sie kehrt zurück (Ayesha: The Return Of She)
(1921) Sie und Allan (She and Allan)
(1923) Die Tochter der Weisheit (The Wisdom’s Daughter)
Sonstige Romane
(1884) The Witch’s Head
(1884) Dawn
(1889) Kleopatra (Cleopatra)
(1890) Beatrice (Beatrice)
(1890) Das Sehnen der Welt (The World’s Desire, mit Andrew Lang)
(1891) Erik Hellauge (Eric Brighteyes)
(1892) Nada die Lilie (Nada the Lily)
(1893) Montezuma’s Daughter
(1894) Volk des Nebels (The People of The Mist)
(1894) Der Geist von Bambatse (The Spirit of Bambatse)
(1895) Joan Haste
(1895) Das Herz der Welt (Heart of the World)
(1896) The Wizard
(1898) Dr. Therne
(1898) Swallow. A Tale of the Great Trek
(1899) The Spring Of Lion
(1900) Black Heart And White Heart
(1901) Lysbeth. A Tale of the Dutch
(1903) Pearl-Maiden
(1904) Stella Fregelius
(1904) The Brethren
(1906) The Way Of The Spirit
(1907) Die schöne Margarete (Fair Margaret)
(1908) The Ghost Kings
(1908) Der gelbe Gott. Ein Idol Afrikas (The Yellow God)
(1909) The Lady Of Blossholme
(1910) Der Ring der Königin von Saba (Queen Shebas Ring)
(1910) Morgenstern (Morning Star)
(1911) Red Eve
(1911) Der Mahatma und der Hase. Eine Traum-Phantasie (The Mahatma and the Hare)
(1914) Das Halsband des Wanderers (The Wanderer’s Neclace)
(1918) Love Eternal
(1918) Moon of Israel
(1919) Als die Welt erbebte (When the World Shook)
(1922) Die Jungfrau der Sonne (The Virgin of the Sun)
(1925) Queen of the Dawn
(1929) Mary of Marion Isle
(1930) Belshazzar
Hingewiesen sei zudem auf meinen umfangreichen bio-/bibliografischen Beitrag zu Henry Rider Haggard im LEXIKON DER REISE- UND ABENTEUERLITERATUR (LRA) des Corian-Verlags; dort auch eine detailliertere Bibliografie. - KJR -


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