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Sonntag, 9. November 2025
COMIC: Falk & Sigurd [Ritterserien] (Roth)
"Ja, so warn's die alten Rittersleut": Sigurd & Falk, oder wie sich Hansrudi das Mittelalter vorstellte
Unter den abenteuerlichen Comics, die in den 1950er und 1960er Jahren den hiesigen Markt überschwemmten, gab es so manches, was nicht vor dem Hintergrund des amerikanischen Westens spielte. Auch der zumeist afrikanische Dschungel oder die fernen Zeiten des Mittelalters dienten den Comictextern und -illustratoren als beliebtes Setting für ihre als Piccolos oder Großbände veröffentlichten Stories.
Zu den besten Ritterserien, an die ich mich aufgrund jugendlicher Lektüre erinnere, gehörten Sigurd und Falk, Schöpfungen des herausragenden Zeichners und Texters Hansrudi Wäscher (1928 - 2016), der auch noch so manches andere produzierte. "Der Ritter ohne Furcht und Tadel" (Falk) und "Der ritterliche Held" (Sigurd) - laut den Untertiteln - erschienen zunächst als kleinformatige Piccolo-Hefte (in Italien war das Format als Strisce bekannt) und später dann als Großbände - so lernte ich diese Vertreter des mittelalterliche Adels kennen.
Die zunächst schwarzweißen, später dann farbigen Ausgaben begeisterten nicht allein aufgrund ihrer tollen Titelillustrationen und der nicht ganz so tollen Zeichnungen, sondern vor allem aufgrund der actionreichen und spannenden Geschichten, die Hansrudi Wäscher immer wieder phantasiereich erzählte. Hierbei erstreckte sich die Handlungsbögen zumeist über mehrere Hefte. Typisch waren die Cliffhanger am Ende der einzelnen Episoden, von uns damals als 'bange' Fragen bezeichnet, wie: "Wird es Sigurd gelingen, die Schergen des Grafen Egbert zu täuschen? - Wo sind Bodo und Cassim?
Die spätere Serie Falk war im Grunde genommen ähnlich, hier hatte Wäscher seinem blonden Protagonisten mit dem Italiener Bingo einen humoristischen Sidekick zugesellt.
Das AKWA Journal zeigt als Bildbeispiele zwei Hefte aus den 1960er Jahren mit ihren Titelillustrationen und Scans aus dem Heftinneren.
Das Mittelalter Wäschers bleibt fiktiv und wenig konkret, es gibt keine Hinweise auf geschichtliche Geschehnisse und Ereignisse, die soziale Gliederung der Zeit - grob gesagt Geistliche, Adel, Bauern - wird zwar erwähnt und Konflikte zwischen diesen Gruppen spielen durchaus in der Handlung eine Rolle. Die meisten Gegner der Protagonisten handeln verbrecherisch, versuchen zu betrügen und sich unrechtmäßig in den Besitz ihre Opfer zu setzen. Gelegentlich finden sich auch Handlungselemente aus den Bereichen Magie, Zauberei, Aberglaube oder Fantasy.
Die Zeichnungen sind oft großformatig und nicht besonders stark detailliert, die Protagonisten tragen eine immer gleiche Kleidung und Ausrüstung, die Figuren sehen generell etwas uniform aus (so unterscheiden sich die 'Schergen' oder die Knechte der Burgbesatzungen oft nur durch unterschiedliche Farben des Wamses), Schurken sind oftmals mit Bart dargestellt, die Burgendarstellungen sind nicht unbedingt originalgetreu, die Wälder dicht und ziemlich undurchdringlich mit viel grünem Laub und knorrigen Bäumen usw. - also das Ganze ein wenig klischeebehaftet, aber es hat mich damals überzeugt, mit Sicherheit ein erstes (wenn auch stark vereinfachtes und unrealistisches) Bild vom Mittelalter geprägt und mit großer Spannung haben wir den Fortsetzungen entgegen gefiebert, die in der nächsten Woche am Zeitungskiosk außen ausgehängt wurden
Bei den zumeist nostalgischen Comicsammlern erfreu(t)en sich diese Serien einer hohen Beliebtheit. Nach dem Ende des Lehning-Verlags haben etliche andere Verleger das meiste in mehr oder weniger gelungener Form nachgedruckt und der eine oder andere Epigone hat versucht, neue Abenteuer und Helden im Stil Wäschers zu schaffen, wobei allerdings oft das besondere Flair der Originale fehlt.
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