Der Reiter hielt neben dem Wagen an, als ich einen fünfzig Pfund schweren Sack Bohnen auf die Ladefläche hievte. Die Lufttemperatur lag deutlich unter dem Gefrierpunkt — ungefähr zehn Grad Fahrenheit, schätzte ich —, und der feine, trockene Schnee sammelte sich auf seinem schwarzen Hut, seinem dunklen Schnurrbart, seinem braunen Segeltuchumhang und seinen dunkelbraunen Beinschützern sowie auf seinem Sattel und auf den Segeltuchtaschen auf dem Packpferd. Er hob eine Hand und wischte sich mit dem Handschuh den Schnee aus seinem Schnurrbart.
„Einen guten Tag wünsche ich“, sagte er.
„Danke gleichfalls.“
Seine dunklen Augen musterten mich. „Können Sie mir sagen, wo die Paradise Valley Ranch liegt?“
„Allerdings. Die liegt ungefähr zehn Meilen südwestlich von hier.“
Er blies eine Wolke aus Atemluft durch seinen Schnurrbart. „Vielleicht ein bisschen spät für mich, um bei der Entfernung heute noch da hinzukommen.“
„Schon möglich“, sagte ich. „Aber der Vormann ist gleich hier drinnen. Worum geht’s?“
„Ich habe gehört, dass es da vielleicht Arbeit gibt.“
„Das müssten Sie ihn fragen.“
„Natürlich.“ Er betrachtete mich eingehend. „Ich würde fast vermuten, dass Sie auch da arbeiten.“
„Gut geraten. Ich bin der Koch. Aber das haben Sie sich vielleicht auch schon gedacht.“ Mit meinem Daumen zeigte ich zum Laden. „Der Vormann heißt George Clubb. Er ist der Bursche mit den blonden Locken, der sich am Herd die Hände wärmt.“
Der Neuankömmling lächelte. „Und Ihr Name, wenn ich fragen darf?“
„Cyrus Fleming“, sagte ich.
„J. R. Dunbar.“ Er schwang sich aus dem Sattel, wechselte die Führleine von einer Hand in die andere und streckte mir seine Hand für einen Händedruck entgegen. „Danke, dass Sie mir gesagt haben, was Sie wissen. Manche Leute sind nicht so hilfsbereit.“
Ich unterdrückte ein Lächeln. „Ich habe Ihnen nicht viel gesagt.“ Zumindest am Anfang war ich stolz darauf gewesen, ihm nicht mehr zu sagen, als das, wonach er fragte.
Er warf mir einen Blick zu, der Vertrauen und zugleich auch Humor zum Ausdruck brachte. „Sie haben mir mehr erzählt, als nötig war, und mehr, als Sie offen gesagt haben.“
Ich fragte mich, was ich ihm unausgesprochen gesagt hatte. Dass es George Clubb nichts ausmachte, jemand anderen die Arbeit machen zu lassen? Dass die Paradise Valley Ranch kein guter Ort zum Arbeiten war? Dass die Ranch Arbeiter nicht lange behielt und dass deshalb ein Fremder im November Arbeit finden könnte? Ich konnte mir vorstellen, dass all diese Wahrheiten in dem enthalten waren, was ich zu Dunbar gesagt und nicht gesagt hatte.
Ich sagte: „Ich erzähle Ihnen gerne mehr, indem ich noch weniger sage.“
„Sie machen das gut“, sagte er. Er band seine Pferde an und ging in den Laden.
***
Ich merkte schnell, dass Dunbar sich nicht scheute, Fragen zu stellen, zumindest nicht bei mir. Als wir am nächsten Tag Brennholz holten, fing er mit einer Feststellung an.
„Der große Boss scheint nicht sehr gesellig zu sein.“
„Der Eigentümer? Ich schätze, das stimmt. Er überlässt ziemlich viel seinem Vormann.“
„Sein Name ist Wardell, oder?“
„Ja, richtig. Prentice Wardell.“
„Wie lange ist er schon hier?“
„Vier oder fünf Jahre.“
„Hat er dieser Ranch den Namen gegeben?“
„Ja. Der Ranch und dem Tal, beiden, obwohl die Ranch Vorbesitzer hatte.“
Dunbar warf einen Blick in Richtung des Ranchhauses. „Und was ist mit den beiden Mädchen, die er für sich arbeiten lässt?“
Einen Moment lang erwischte er mich auf dem falschen Fuß. Gewöhnliche Arbeiter, die in der Schlafbaracke untergebracht waren, fragten nicht nach den Mädchen, und ich gab freiwillig keine Kommentare zu ihnen ab. Aber ich hatte sie gesehen — zwei Schwestern, die schweigend fegten. Im Sommer schien es, als verbrächten sie ganze Tage mit einem Besen und einer Kehrschaufel und fegten das Ranchhaus, die Veranda, die Stufen und den Steinweg. Jetzt, in der kalten Jahreszeit, fegten sie drinnen den Winterstaub und draußen den Schneestaub.
„Sie sind Schwestern“, sagte ich. „Lucy ist ungefähr dreizehn, und Ophelia ist ungefähr fünfzehn.“
„Das habe ich mir schon gedacht. Wo kommen die her?“
Als ich mir das Bild der Mädchen mit ihrem dunklen Teint und dem glatten, mattschwarzen Haar vor mein inneres Auge rief, wollte ich, so wie ich es mir gedacht hatte, sagen, dass es mir so vorkam, als wären sie aus dem Straßenstaub aufgetaucht. Tatsächlich sagte ich: „Der Boss hat sie im New-Mexico-Territorium gefunden — sagt er jedenfalls. Er hätte sie in Albuquerque von der Straße aufgelesen, wo sie ausgesetzt worden waren, und er und seine Frau haben sie bei sich aufgenommen.“
„Adoptiert oder nur als kostenlose Haushaltshilfe benutzt?“
„Das weiß ich nicht. Ich habe nie gefragt. Ich weiß nur, was ich gehört habe.“ Ich machte eine Pause und fügte dann hinzu: „Interessieren Sie sich für die beiden?“
Dunbar legte ein letztes Stück Brennholz in seine Armbeuge, lächelte und sagte: „Alles Menschliche ist für mich von Interesse.“
„Oder, wie der Philosoph sagt (1): ‚Nichts Menschliches ist mir fremd.‘“
„Ich glaube, das könnte der Wortlaut gewesen sein, als ich es das erste Mal gehört habe. Aber die Zeit und der Umgang mit Rindvieh trüben die Erinnerung.“
„Ich weiß, was Sie meinen“, sagte ich. „In einer Stunde werde ich mich nicht mehr erinnern, dass wir uns hierüber unterhalten haben.“
***
George Clubb, Dunbar und ich waren am Vormittag beim Kaffeetrinken. Die beiden waren mit ihren morgendlichen Arbeiten fertig, hatten also die Pferde mit Heu versorgt und das Eis in den Wassertrögen gebrochen, und jetzt saßen sie da, ohne viel miteinander zu reden. Anstatt zu versuchen, ein Gespräch in Gang zu bringen, behielt auch ich meine Ansichten für mich.
Ein kalter Luftzug wehte in die Schlafbaracke, als der Boss hereinkam. Er schloss die Tür hinter sich und hielt inne, als müsste er den Raum in Augenschein nehmen. Er trug eine Mütze aus Fuchsfell, einen langen Mantel aus Kojotenfell und ein Paar gepolsterte Lederhandschuhe. Er klatschte in die Hände, zog seine Handschuhe aus und ging zum Stuhl des Vormanns, neben dem er sich hinstellte.
„George, ihr müsst mehr Heu ’reinholen. Wir kriegen demnächst bestimmt noch mehr Schnee, und wir können nicht riskieren, dass uns das Heu ausgeht.“
George nickte. „Das habe ich mir auch schon gedacht.“
Der Boss richtete sich zu seiner vollen Größe auf. Er war überdurchschnittlich groß, und ich hatte den Eindruck gewonnen, dass es ihm gefiel, sich über seine Männer zu beugen und sie zu überragen. Jetzt wandte er sich an Dunbar und sagte: „Es wäre mir lieber, wenn Sie die Mädchen, die für mich arbeiten, nicht mehr ansprechen würden.“
Dunbar sah ihn mit einem ruhigen Gesichtsausdruck an.
Der Boss wartete ein paar Sekunden, und als er keine Antwort bekam, sagte er: „Was hatten Sie überhaupt mit denen zu besprechen?“
Dunbars dunkle Augen wichen seinem Blick nicht aus. „Ich hatte den Eindruck, dass ich diese Mädchen schon einmal irgendwo gesehen habe.“
Für eine Sekunde verengten sich die Augen des Bosses. „Das würde mich wundern. Auf jeden Fall können Sie sie in Ruhe lassen.“ Er wandte sich wieder dem Vormann zu und sagte: „Holt ungefähr drei Wagenladungen ’rein. Fangt mit dem Heuhaufen an, der am Weitesten weg ist.“
In Georges Blick lag Missfallen, aber er sagte: „Wird erledigt.“ Ich wusste, dass die Sommermannschaft ein halbes Dutzend Heuhaufen, jeweils umgeben von einem Zaun, an verschiedenen Plätzen angelegt hatte. Der am Weitesten entfernte war ziemlich weit weg von der Ranch.
Der Boss fuhr fort: „Ich glaube nicht, dass die Zeit für mehr als eine Fuhre pro Tag reichen wird, und ihr werdet ein Mittagessen mitnehmen wollen.“ Er veränderte seine Haltung und sprach mich an. „Cy, mach’ ihnen ’was, das sie mitnehmen können.“
Ich schob meinen Stuhl vom Tisch weg. „Mach’ ich.“
Als ich aufstand, hörte ich den Boss sagen: „Wie, sagten Sie, ist Ihr Name?“
Dunbar sagte: „Da dies das erste Mal ist, dass ich mit Ihnen spreche, habe ich ihn nicht gesagt. Zumindest nicht Ihnen gegenüber. Aber wie ich Mr. Clubb sagte, ist mein Name Dunbar.“
„Geben Sie immer neunmalkluge Antworten?“
„Nein.“
„Gut, tun Sie, was George Ihnen sagt.“ Der Boss nickte seinem Vormann zu, zog seine Handschuhe an und ging wieder hinaus in die Kälte des Morgens.
***
Am nächsten Tag kam der Boss vor Sonnenaufgang zur Schlafbaracke, als die Männer mit dem Frühstück fast fertig waren. Sie waren noch nicht hinausgegangen, um die anstehenden Arbeiten zu erledigen, und sie mussten noch das Heu abladen, das sie in der Abenddämmerung hergebracht hatten. Daher fragte ich mich, warum der Boss so früh erschien. In der kalten Jahreszeit wagte er sich im Morgengrauen nicht nach draußen.
Wieder in sein Fuchs- und Kojotengewand gekleidet, ragte er über den Tisch, sodass sein Gesicht im Schatten der von der Decke hängenden Lampe lag. Er stellte sich so hin, dass er dem Vormann ins Gesicht blicken konnte, während er Dunbar die kalte Schulter zeigte.
„George“, sagte er, „ich habe beschlossen, dass wir die erste Fuhre auf den Heuboden bringen.“
George verharrte mit seiner Gabel ein paar Zentimeter über seinem Teller. „Das haben wir noch nie gemacht. Sind Sie sicher, dass wir überhaupt die richtige Ausrüstung haben?“
„Natürlich haben wir die. Das war alles bei der Ranch mit dabei. Es gibt einen alten Satz Zangen, da wo die Feldgerätschaften sind. Alles andere ist in der Geschirrkammer.“
„Wissen Sie, wie das geht?“
„Dafür werden wir alle vier gebraucht. Zwei Pferdegespanne — eines vor dem Wagen, eines an der Hebevorrichtung. Wir haben einen Mann pro Gespann, einen Mann auf der Ladung und einen Mann oben auf dem Dachboden.“
„Ich hätte gedacht, dass man zwei Männer auf dem Dachboden haben sollte.“
„Ich dachte, du hast das noch nie gemacht.“
„Hab’ ich auch nicht.“
Der Boss atmete ruhig ein, während er seine Hände in ihren Handschuhen gegeneinanderdrückte und seine Finger verschränkte.
George meldete sich nochmals zu Wort. „Warum wollen Sie sich überhaupt die ganze Mühe machen?“
„Das hab’ ich dir gestern schon gesagt. Ich möchte einen guten Vorrat an Heu anlegen.“
„Für drei Wagenladungen ist da Platz, wo wir es immer lagern, unten in der Scheune.“
„Um Himmels willen, Mann, musst du mir bei jeder Gelegenheit widersprechen? Ich sage, wir bringen das Heu auf den Heuboden, und genau das werden wir tun. Sobald ihr euch also die Bäuche vollgeschlagen habt, geht ihr ’raus und füttert die Pferde. Dann holt das Werkzeug und fettet die Schiene ein, über die der Seilzug läuft. Bis ihr damit fertig seid, sind die Pferde gefüttert, und wir können uns an die Arbeit machen.“
Er drehte sich um und ging davon, ohne seine Handschuhe ausgezogen zu haben. Ein Schwall kalter Luft wehte herein, als er die Tür hinter sich schloss.
George hatte wieder angefangen zu essen. Mit einer Bratkartoffel im Mund sagte er: „Scheint mir ein ziemlicher Aufwand zu sein. Hat einer von euch es schon einmal so gemacht?“
Ich sagte: „Damals auf der Farm, als ich noch klein war. Die Winter waren dort feuchter, deshalb haben wir versucht, so viel Heu wie möglich drinnen zu lagern.“
„Wenn man Heu gut aufschichtet, hält es Wasser ab.“ Er wandte sich an Dunbar. „Und Sie?“
„Ich kenne mich damit ein wenig aus. Aber die Leute machen Sachen von Ort zu Ort anders. Wir werden sehen, wie Mr. Wardell es macht.“
***
Als ich die Küche in Ordnung gebracht hatte und auf den Ranchhof ging, wirbelte ein kalter Wind den Staub über der gefrorenen Erdoberfläche auf. Der Himmel war grau und trostlos, und kaum ein Geräusch lag in der Luft. Oben in der Scheune stand George Clubb in der offenen Luke zum Dachboden, während Dunbar mit einem Arm am Giebel zu hängen schien. Bei genauerem Hinsehen erkannte ich, dass er einen Fuß in der Schlaufe eines Seils hatte, das vom ins Freie ragenden Ladebaum herabhing, während er sich mit seiner linken Hand an der Stahlschiene festhielt, die über ihm verlief. Seine rechte Hand steckte in einem grauen Wollfäustling, mit dem er dunkles Fett auf die Schiene schmierte. George hielt die Dose mit dem Fett in einer Hand, und mit der anderen hielt er sich am Rahmen der Luke fest. Wenn Dunbar Nachschub brauchte, streckte er die Hand aus, während George sich mit der Dose vorbeugte.
Hinter mir ertönte die Stimme des Bosses. „Nicht, dass du da ’runterfällst und dir den Hals brichst.“
Ich war überzeugt, dass damit George gemeint war, denn Dunbar nahm er nicht zur Kenntnis. Außerdem glaubte ich nicht, dass es ihm etwas ausgemacht hätte, wenn Dunbar abgestürzt wäre und sich das Genick gebrochen hätte. Vielleicht hätte er sich das sogar gewünscht.
George rief zurück: „Wir sind fast fertig mit diesem Teil.“
Ich drehte mich um, um mich beim Boss zu melden. Er trug eine gestrickte Wollmütze, einen groben Wollmantel und Wollhandschuhe — alles in tristen Grautönen. Er erinnerte mich an ein Gemälde, das ich von russischen Soldaten gesehen hatte, die während des Napoleonischen Krieges versuchten, nicht zu erfrieren. Ich dachte, er wäre vielleicht übertrieben angezogen — nicht wegen seiner Vorliebe für gleichfarbige Kleidung, sondern weil ich gelernt hatte, zu Beginn der kalten Jahreszeit nicht meine wärmsten Sachen zu tragen. Selbst im tiefsten Winter musste man im Hinterkopf haben, dass das Wetter immer noch kälter werden konnte.
„Cy“, sagte er, „ich möchte, dass du die Zügel der Wagenpferde hältst. Du musst nicht viel tun. Setz’ dich einfach auf den Sitz und sorg’ dafür, dass sie bleiben, wo sie sind.“
„Sie wollen also nicht, dass ich sie jedes Mal nach vorne gehen lasse, wenn eine Ladung hochgezogen wird?“
„Das ist nicht nötig.“
„Mein Vater hat es immer gemacht. Für den Fall, dass Ladung sich löst. Wenn sie auf dem Wagen landet, kann das die Pferde erschrecken.“
„Das ist nicht nötig. Wir werden nichts fallen lassen.“
Ich überlegte, ob er oder jemand anderes auf dem Wagen stehen würde, aber ich fragte nicht. Ich würde es früh genug sehen. Ich folgte ihm zur Scheune und blieb draußen stehen, während die Männer oben ihre Arbeit beendeten. Dunbar warf den Fäustling in den Dachboden hinein und hielt sich mit beiden Händen am Seil fest. Ich sah jetzt, dass das Seil doppelt war. George zog an einem weiteren Seil, das am Ladebaum befestigt war, und verschwand, wobei er Dunbar wie eine Rinderhälfte oder einen Eisblock ins Innere des Dachboden beförderte.
Als Dunbar wieder unten war, stand ich neben ihm, als er sich die Hände an einem Tuch abwischte. Keiner von uns sagte etwas. Ich dachte an nichts, während ich ihm zusah und der Boss und George ein paar Meter entfernt mit gedämpfter Stimme miteinander sprachen.
Als Dunbar mit dem Abwischen seiner Hände fertig war, bemerkte ich etwas, das ich vorher nicht gesehen hatte. In der Handfläche seiner rechten Hand hatte er einen dunklen Fleck, der so aussah, als hätte er sich dort verbrannt. Er schien nicht zu versuchen, ihn zu verbergen oder zu zeigen. Vielmehr schüttelte er die Hand, wie es Menschen nach dem Waschen und Abtrocknen ihrer Hände tun.
Der Moment ging vorüber, und George sprach, als er auf uns zu ging. „Cy, du bist für den Wagen zuständig. Ich glaube, das weißt du schon. Der Boss kümmert sich um das andere Gespann, und ich bin auf dem Heuboden.“ Dann, als ob auch er mit Dunbar lieber nichts zu tun hätte, drehte er sich halb um und sagte: „Sie sind für die Heuladung zuständig. Achten Sie darauf, dass sie jedes Mal gut im Griff ist, und gehen Sie dann zur Seite.“
Ich spürte, wie sich bei mir ein Gefühl der Beklemmung einstellte, als George und Dunbar die Pferde herausholten und das erste Paar vor den Wagen spannten. Ich glaubte nicht, dass der Boss und sein Vormann sich verschworen hatten, eine Ladung Heu auf Dunbar fallen zu lassen, aber mir war bewusst, dass etwas schiefgehen konnte. George war mit dem Ablauf nicht vertraut, und ich war auch nicht davon überzeugt, dass der Boss sich damit auskannte. Dunbar hatte angedeutet, dass er etwas davon verstand, aber der Boss würde ihm nicht die Leitung übertragen. Genausowenig wie mir, einem alten, grauhaarigen Mann mit rötlichen Wangen und einem runden Bauch, obwohl ich mehr Erfahrung mit der Arbeit hatte als mindestens zwei der anderen.
Es dauerte nicht lange, bis ich entdeckte, was der Boss über das Heuhochziehen alles nicht wusste. Er wollte das zweite Pferdegespann vor der Scheune zum Anheben der Ladung benutzen. Dunbar schaute zu und sagte nichts. Ich aber konnte nicht kommentarlos zusehen.
„Entschuldigen Sie“, sagte ich, „aber ich habe noch nie gesehen, dass jemand Heu auf diese Weise hochgezogen hat. Das Seil muss nach oben bis zur Laufkatze auf der Schiene und von da nach hinten aus der Scheune ’raus laufen. Wenn die Ladung die richtige Höhe erreicht hat, drückt man den Einraster und zieht sie in die Scheune, wo man sie ablädt. Dann zieht der Mann, der die Heugreifer bedient, alles wieder zurück, damit sie eine weitere Ladung aufnehmen können.“
Der Boss sagte: „Du meinst die Zangen.“
„Mir wurde gesagt, dass sie Heugreifer heißen, aber das ist nebensächlich.“
George wandte sich an Dunbar: „Was wissen Sie darüber?“
„Ich habe auch gelernt, dass sie Heugreifer heißen. Und, ja, man muss vom anderen Ende ziehen. Außerdem habe ich keine Laufkatze in der Geschirrkammer gesehen und auch nicht, als ich da oben war. Sie müssen irgendwo eine finden, sonst funktioniert das alles nicht.“
„Wofür ist dann der Flaschenzug da?“
Dunbar zuckte die Achseln. „Um Sachen da hochzuziehen, nehme ich an. Kleinere Sachen. Aber nicht als Hilfsmittel, um systematisch Heu auf den Dachboden zu befördern.“
„Warum haben Sie nicht schon früher ’was gesagt?“
„Hat keiner gefragt.“ Dunbar zog seinen Mantel an, einen Arbeitsmantel aus wildlederfarbenem Segeltuch, und holte ein Paar gelbliche Lederhandschuhe aus der Tasche. Er zog die Handschuhe an und tat so, als würde er auf etwas warten.
Der Boss nahm seine Wollmütze ab und pfefferte sie auf den Boden. „Herrje, mir gefällt es nicht, wie ihr beide nur darauf gewartet habt, dass ich mich zum Narren mache.“
Der Boss hob seine Mütze auf und stapfte davon. Welche Gedanken Dunbar durch den Kopf gingen, als er dabei zusah, weiß ich nicht. Was mich betraf, kam mir der Gedanke, dass es dem Boss viel schwerer gefallen wäre, von der anderen Seite der Scheune aus eine Ladung Heu auf jemanden fallen zu lassen.
Der Heuboden blieb also leer, und die drei Wagenladungen hatten ebenerdig genug Platz, so wie George Clubb es gesagt hatte. Der Boss hielt sich von uns fern, und sobald das Heu eingebracht war, verdrückte sich auch George und ging in die Stadt.
***
Dunbar ließ sich Zeit mit seinem Kaffee und seiner Portion von dem Apfelkuchen, den ich gebacken hatte. Als ihm bewusst wurde, dass nur wir zwei in der Schlafbaracke waren, sagte er: „Manchmal mache ich mir Gedanken über die Frau vom Boss.“
„Mrs. Wardell?“ fragte ich.
„Ja. Ich frage mich, ob die beiden eigene Kinder hatten oder ob sie irgendein Interesse an den beiden Mädchen hat, die da arbeiten.“
„Ich habe nie gehört, dass sie Kinder haben“, sagte ich, „obwohl sie alt genug sein könnten, um Kinder zu haben, die schon erwachsen sind und anderswo auf eigenen Beinen stehen.“
„Sie sagen, die beiden sind seit vier oder fünf Jahre hier?“
„So ungefähr. Ich bin seit zwei Jahren hier, deshalb kann ich das nicht genau sagen.“
„Wie heißt sie?“
„Mrs. Wardell? Ich glaube, sie heißt Nancy.“
„Ich habe sie noch nicht gesehen.“
„Sie geht nicht oft ’raus. Sogar in den zwei Jahren habe ich sie nur ein paar Mal gesehen. Wenn ich über Ihre Frage von eben nachdenke, oder Ihren Kommentar, mir ist nicht aufgefallen, dass sie ein mütterliches Interesse an den Mädchen hätte. Sie macht sie nicht zurecht, etwa mit geflochtenen Zöpfen oder in hübschen Kleidern. Sie sehen immer ziemlich unscheinbar aus.“
Dunbar zuckte leicht mit den Achseln. „Es ist schwierig, etwas über andere Menschen zu erfahren.“
„Sie wohnen tatsächlich ziemlich abseits. Und sogar hier bleiben sie unter sich.“
„Haben Sie jemals mit den Mädchen gesprochen?“
„Nein. Sicher können sie sprechen, aber sie scheinen immer stumm zu sein. Selbst aus der Ferne habe ich sie nie reden gesehen.“
„Oh, doch“, sagte Dunbar. „Sie können sprechen. Er hat ihnen nicht die Zungen herausgeschnitten, wie der König in der Geschichte.“
„Sein Name fällt mir nicht ein“, sagte ich, „aber das Mädchen heißt Philomela. In einer Version der Geschichte wird sie zu einer Nachtigall und in einer anderen zu einer Schwalbe. Und sie hat auch eine Schwester.“
„Das ist die Geschichte, die ich gemeint habe (2). Die Nachtigall.“
***
Der Wind wehte, wie er nur im November wehen kann — kalt, rau und unerbittlich, Tag und Nacht, er heulte an der Dachtraufe der Schlafbaracke und trieb Reste von verdorrtem Gras durch die Luft. Ich summte eine Melodie vor mich hin und dachte, dass es kein Tag war, um draußen zu arbeiten, außer in den dringlichsten Fällen. Dennoch ließ der Boss George Clubb und Dunbar hinter der Scheune auf der dem Wind zugewandten Seite arbeiten. Kurz nach elf Uhr vormittags stürmte der Vormann in die Schlafbaracke und sagte mir, dass sie meine Hilfe bräuchten.
Ich legte meine Schürze ab, zog einen Mantel an, setzte eine eng sitzende Wintermütze auf und folgte ihm über den Hof und um die Scheune herum. Dort sah ich, wo er und Dunbar einen Weg freigemacht hatten; sie hatten alte Zaunpfähle, Stacheldrahtrollen, Eisenreste und verbogene Blechstücke beseitigt. Die Blechstücke hatten sie mit Zaunpfählen beschwert, und ich war froh, sie bei einem so starken Wind nicht bewegen zu müssen.
Ein Gegenstand war noch im Weg, ein rostiges Eisengebilde, dessen Verwendungszweck ich nicht erkannte. Es bestand aus einem dicken Rahmen, der gut einen Meter hoch war, und in dessen Inneren eine Welle und Zahnräder montiert waren.
Ich neigte meinen Kopf gegen den Wind, hielt meine Mütze fest und sagte: „Und jetzt?“
„Das Ding ist im Weg.“
„Das sehe ich. Du erwartest doch nicht, dass wir drei es hochheben und wegschaffen, oder?“
„Nein. Ich will es kippen und eine Kufe drunterlegen.“ Er zeigte auf einen Schlitten, der etwa eineinhalb Meter breit und knapp zweieinhalb Meter lang war.
Ich schaute den Weg, mit dessen Räumung sie beschäftigt waren, rauf und runter. „Hat der Boss seine Idee, das Heu auf den Dachboden zu bringen, doch nicht aufgegeben?“
„Das hat er nicht gesagt.“
Einen Moment lang amüsierte mich der Gedanke, dass der Boss, wie es mir schien, versuchte, sein Gesicht zu wahren, nachdem er seine Männer jahrelang Schrott auf dem Weg hatte aufstapeln lassen. Meine Träumerei endete, als George sagte: „Da kommt er. Du kannst ihn selbst fragen.“
Ich drehte mich um und sah, wie Prentice Wardell gegen den Wind anmarschierte, gekleidet – wie es mir schon vorher vorgekommen war – wie ein russischer Soldat. Seinem Gesicht war anzusehen, dass er wütend war, und sein Blick war hart.
„Sie!“ schrie er Dunbar an. „Kommen Sie hierher!“ Er machte eine Bewegung mit seinem Arm und zeigte auf den Boden vor sich.
Dunbar tat, wie ihm geheißen. Er hatte eine fast zwei Meter lange Brechstange aus Eisen dabei. Er hielt sie senkrecht wie einen Spieß, als er stehen blieb, und setzte das Ende auf dem Boden ab. Statt seines üblichen schwarzen Hutes trug er eine graue Wollmütze mit kurzem Schirm, und seinem Erscheinungsbild nach hätte er der Vasall eines Feudalherrn sein können.
„Ich habe Ihnen gesagt, dass ich nicht will, dass Sie mit den Mädchen sprechen, die bei mir beschäftigt sind.“
Dunbar hielt seinem Blick stand, als er sagte: „In diesem Land gibt es Gesetze und Rechte. Man kann sich keine Leibeigenen halten, und man kann die Redefreiheit anderer Leute nicht beschränken.“
„Soso, Sie sind also ein vorbildlicher Bürger?“
„Kann schon sein.“
„Das können Sie woanders sein. Ich will, dass Sie von meiner Ranch verschwinden. Sofort.“
Dunbar hob die Eisenstange, und Wardell zuckte zusammen. Als Dunbar das Werkzeug gegen das Eisengebilde lehnte und sich halb umdrehte, zog der Boss eine alte Socke aus seiner Manteltasche. Die Zehe der Socke schwang unter ihrem Gewicht hin und her, und ich konnte nicht glauben, dass der Boss versuchen würde, Dunbar mit einer so armseligen Waffe niederzuschlagen.
Ich hatte recht. Er wandte sich an den Vormann und reichte ihm die Socke.
„George, hier ist sein Lohn. Den gibst du ihm, wenn er gepackt hat und reisefertig ist.“
„Können wir unsere Arbeit hier noch zu Ende bringen?“
„Ich habe ‚sofort‘ gesagt, und das meine ich auch so.“ Der Boss drehte sich um und ging davon.
„Das war’s dann wohl“, sagte George. Er schlug mit dem Handballen gegen den Eisenrahmen. „Um dieses Miststück kümmern wir uns ein anderes Mal.“
In weniger als einer Stunde hatte Dunbar den Blauschimmel gesattelt und den Buckskin bepackt. Der Wind zerzauste die Schwänze der Pferde, als er an der Tür der Schlafbaracke anhielt, und ich ging hinaus, um mich zu verabschieden.
Er trug seinen schwarzen Hut und seinen braunen Mantel und stand vor seinen Pferden. Er hielt die Zügel und die Führleine in der linken Hand, während er seine rechte Hand zu einem Händedruck ausstreckte. „Bis dann, Cyrus.“
„Hat mich gefreut, Sie kennenzulernen“, sagte ich. „Sehen Sie zu, dass Sie den Wind im Rücken haben.“
„Das klappt nicht immer.“ Er brachte seine Pferde in Position, und mit der Führleine in der einen Hand zog er sich mit der anderen auf sein Reittier. Er neigte seinen Kopf, damit der Wind seinen Hut nicht wegwehte, und lenkte seine Pferde nach Norden in Richtung der Stadt. Der Wind blies ihre Schwänze zur Seite, als sie davontrabten, und ich dachte, ich hätte Dunbar zum letzten Mal gesehen.
Da irrte ich mich.
***
Am nächsten Morgen, ungefähr um zehn Uhr, während der Wind blies wie zuvor, tat sich etwas auf dem Hof der Ranch, was meine Aufmerksamkeit erregte. Ich schaute aus dem Fenster der Schlafbaracke und sah, wie Prentice Wardell mit den beiden schweigsamen Schwestern zur Scheune eilte. Er hatte beide jeweils am Oberarm gepackt, und ihrerseits war keinerlei Widerstand zu erkennen. Als die drei in der Scheune verschwanden, ritt Dunbar auf den Hof.
Aha, dachte ich. Der Boss hat einen Meldeposten.
Dunbar hatte seine beiden Pferde dabei. Er ritt zum Haltegeländer vor der Schlafbaracke und saß ab. Als er die Pferde anband, sah ich, dass der Buckskin statt des üblichen Packsattels einen Reitsattel hatte.
Ich öffnete die Tür und ging hinaus.
Dunbar sagte: „Ich dachte, ich hätte Wardell mit den beiden Mädchen in die Scheune gehen sehen.“
„Das stimmt“, sagte ich.
„Das könnte die Sache schwieriger machen.“ Er zog seinen Mantel aus, hängte ihn über den Sattelknauf und rückte den schwarzen Hut auf seinem Kopf zurecht. Er trug ein graues Flanellhemd und eine anthrazitfarbene Wollweste, die er fest zugeknöpft hatte. Seinen Revolver mit dem dunklen Griff hatte er gut sichtbar umgeschnallt.
Er ging über den Ranchhof, und ich folgte ihm in einem Abstand von zehn Schritten. Fünfzehn Meter vor der Scheune blieb er stehen. Die Luken zum Dachboden standen offen, und Prentice Wardell trat ins Blickfeld. Wie Dunbar trug er keinen Mantel und hatte er eine Pistole umgeschnallt.
Neben ihm stand Ophelia, die ältere der beiden Schwestern, mit einem Strick um ihren Hals. Das Seil führte hinauf zum Ladebaum und weiter in die Scheune.
Dunbar sprach laut und vernehmlich gegen den Wind. „Ich bin gekommen, um die Mädchen zu holen, Wardell.“
„Sie werden nichts dergleichen tun. Bringen sie sonst Gott weiß wohin und machen Gott weiß was mit ihnen.“
„Ihre Rechtschaffenheit ist bemerkenswert, aber Sie sollten damit aufhören. Ich bringe diese Mädchen in die Stadt.“
„Das tun Sie nicht. Wenn Sie nicht umkehren und gehen, stoße ich die hier ’runter.“ Wardell legte Ophelia seine Hand auf den Rücken, und das Mädchen zitterte.
„Die Justiz wird Sie so oder so kriegen. Den Tod eines Mädchens zu verursachen, wäre nicht —“
„Ich sagte, verschwinden Sie.“
„Ich nehme diese Mädchen mit, und die Justiz wird Sie zur Rechenschaft ziehen. Sie haben diese Mädchen gegen ihren Willen festgehalten, und Sie haben Sachen gemacht, die kein Gericht und keine Jury dulden wird."
Selbst vor einem kleinen Publikum war der öffentliche Charakter der Anschuldigung spürbar. Wie ein kalter Hauch lag sie über dem Ranchhof und breitete sich aus.
Wardells Gesicht wurde rot vor Wut, und seine Stimme durchdrang die Luft. „Ich hasse Sie!“ kreischte er, während er seine Pistole zog und feuerte.
Dunbar zog seine Waffe in einer geschmeidigen Bewegung, als die Kugel an ihm vorbeipfiff und links von mir in den Boden klatschte. Mit gespanntem Hahn hob Dunbar den Revolver, zielte und feuerte.
Prentice Wardell ließ seine Pistole fallen und stürzte nach vorn. Er fiel kopfüber, wie die bösen Engel, die in dem großartigen Gedicht (3) aus dem Himmel vertrieben wurden, und mit einem dumpfen Aufprall landete er im Staub.
***
Die Geschichte sprach sich im Nu in der Stadt herum. Dunbar brachte die Mädchen im Eureka Hotel unter. Da ich meinen Arbeitsplatz und meine Unterkunft verloren hatte, zog ich auch dorthin. Schon nach wenigen Tagen half ich in der Küche und hörte den ganzen Klatsch und Tratsch.
Was für eine schreckliche Sache war es, dass ein Mann sich Mädchen auf diese Weise nahm und sie benutzte. Und seine Frau wusste über alles Bescheid und leistete ihm sogar Beihilfe. Jetzt war sie weg, und sie hatte das ganze Geld von der Bank abgehoben. Auch George Clubb war verschwunden, und man nahm allgemein an, dass er sich mit Mrs. Wardell zusammengetan hatte.
Das Unerfreulichste war, was die Stadtbewohner über die beiden Schwestern sagten. Weshalb hätten diese Mädchen dort bleiben sollen, sagten die Leute, wenn sie es nicht gewollt hätten? Sie hätten jederzeit weggehen können. Kleine Indianerinnen.
Die Mädchen selbst bekamen natürlich etwas mit von diesen Kommentaren. Sie hatten ihr Zimmer verlassen und arbeiteten für das Hotel, fegten und putzten wie zuvor, während sie darauf warteten, dass jemand aus dem New-Mexico-Territorium kam und sie abholte.
Eines Tages, als ich ihnen das Abendessen servierte und sonst niemand in der Küche war, sagte ich ihnen, dass mir alles leid tat, was mit ihnen geschehen war.
Ophelia sagte: „Wir haben das Schlimmste hinter uns, aber wir haben gehört, was die Leute sagen. Die können sich nicht vorstellen, wie das ist. Jemand, der nicht in einer solchen Lage gewesen ist, kann das nicht verstehen. Er hatte eine seltsame Macht über uns, wir konnten es nicht wagen, diese Verbindung zu brechen. Während er uns gezwungen hat, loyal zu sein, hat er uns gleichzeitig in ständige Angst versetzt. Die Leute sagen, wir hätten gehen können, aber das kam uns unmöglich vor. Ausgeschlossen. Wir hatten Angst vor dem, was er tun würde, wenn er uns einfangen würde. Und wir hatten Angst vor dem, was die Leute denken würden; dass sie das, was wir erzählen, nicht glauben würden, oder dass sie uns so ansehen würden, als ob es unsere Schuld wäre. Wie sich gezeigt hat, hatten wir recht.“
„Es tut mir leid, dass die Leute all diese unfreundlichen Sachen gesagt haben“, sagte ich.
Die Mädchen sahen sich an, und Ophelia sagte: „Die Leute wissen einfach nicht, wie das ist. Sie wollen nicht glauben, dass wir nicht selbst weggehen konnten. Oder vielleicht wollen sie einfach nicht darüber nachdenken, wie es war, so zu leben. Der einzige Mensch, der uns zugehört und geglaubt hat, war Mr. Dunbar.“
„Ich glaube euch auch. Aber ihm gebührt das Verdienst. Und er hat das New-Mexico-Territorium benachrichtigt. Ihr habt ihm euren Nachnamen gesagt, oder nicht?“
„Ja. Er lautet Darling.“
„Wie schön“, sagte ich. „Und kommt ihr aus Albuquerque?“
„Nein“, sagte Ophelia. „Wir haben in einer kleinen Stadt gelebt, Polvadera heißt die. Wir werden sie wiedererkennen, wenn wir da wieder hinkommen.“
** reprinted with permission from John D. Nesbitt and Cherry Weiner Literary Agency **
© für die deutsche Übersetzung: Reinhard Windeler, 2025
Wir danken dem Autor sowie der Cherry Weiner Literary Agency für die
freundliche Genehmigung zur Veröffentlichung dieser Übersetzung.
Fußnoten
(1) Das geflügelte Wort hat seinen Ursprung beim römischen Komödiendichter Terenz (Homo sum, humani nihil a me alienum puto), stammt also keineswegs von einem Philosophen.
(2) Das Drama um Philomela, ihre Schwester Prokne und König Tereus findet man im Sechsten Buch von Ovids „Metamorphosen“.
(3) Gemeint ist „Paradise Lost“ von John Milton.
Anmerkung des Übersetzers:
Der Mann namens Dunbar ist auch die Hauptperson von fünf Romanen (Dark Prairie, Death in Cantera, Destiny at Dry Camp, Dusk Along the Niobrara und Diamonds and Doom), die zwischen 2013 und 2023 erschienen, sowie eines Kurzromans (Double Deceit), der 2020 zusammen mit drei Werken anderer Autoren in dem Band Perilous Frontier veröffentlicht wurde. Dem aufmerksamen Leser wird nicht entgangen sein, dass die Titel – ebenso wie bei dieser Kurzgeschichte – immer mit demselben Buchstaben beginnen. Ein weiteres Markenzeichen ist, dass der erste Satz jeweils mit „The man named Dunbar came to“ anfängt und der Ich-Erzähler der erste Mensch ist, dem Dunbar an dem jeweiligen Ort begegnet. Das bedingt, dass diese Person Dunbar nicht kennt, der daher in jeder Geschichte rätselhaft und geheimnisvoll bleiben kann. Der Autor hat seinen Helden so charakterisiert: „Dunbar ist nicht nur ein Schnüffler, sondern er scheint auch ein höheres Anliegen zu verfolgen, wenn er der Gerechtigkeit zum Sieg verhilft.“