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Mittwoch, 30. Juli 2025

Mit Fix & Foxi fing alles an (Thomas Jeier)

Mit Fix & Foxi fing alles  an ~ Thomas Jeier

Jesse James war an allem schuld. Sie wissen schon, der Bandit aus dem Wilden Westen, der von den Reichen nahm und den Armen gab. Jesse James und Billy the Kid und auch Geronimo, der gefürchtete Häuptling der Apachen. Ich interessiere mich seit meiner Kindheit für die Geschichte des Wilden Westens, hatte mir im Heyne-Western-Lektorat und als Autor einiger Westernhefte und Artikel die ersten Sporen verdient, als der Anruf von Kauka kam. Peter Wiechmann fragte mich, ob ich an einem Western-Magazin mitarbeiten wolle, so ein Ding wie „True West“ oder „Old West“ in den USA. Interessante Geschichten über Indianer, Cowboys, Siedler und Banditen, für ein Massenpublikum attraktiv aufbereitet. „Faction“, wie man heute sagen würde. Genau das Richtige für einen jungen Autor und Redakteur, der damals gerade seine achtzehn Monate bei der Bundeswehr abriss und nur auf ein solches Angebot gewartet hatte. Die Null-Nummer des gelungenen Magazins liegt heute noch in meinem Schrank, ein unbezahlbares Kleinod sozusagen, und ich frage mich immer noch, warum das Heft beim Publikum nicht ankam. 

Thomas Jeier

Egal, ich landete dennoch bei Kauka. Nachdem Peter Wiechmann den bedeutungsvollen Satz „Wenn du dich für Western interessierst, kannst du auch ‚Lucky Luke‘ texten“ ausgesprochen hatte, verbrachte ich die freien (und einen Teil der weniger freien) Tage damit, „Lucky Luke“ ein deutsches Leben einzuhauchen. Damals entstanden so geniale Sätze wie „Na, du Trauerkloß?“, gesprochen von einem Zugpferd des Leichenwagens. „Lucky Luke“, „Die Schlümpfe“ und „Jo-Jo“ waren nie besser als in der Neu-Dichtung von Kauka, und mich überkommt jedes Mal ein leichtes Gruseln, wenn ich die aktuellen Texte lesen muss. Ächz, stöhn, was waren wir doch damals gut. Man erinnere sich nur an eine Wortschöpfung wie „Kruzikrümel“, die ich leider Manfred Klinke zuschreiben muss, einem Kollegen der damaligen Zeit.

Denn nach der Bundeswehr fing ich fest bei Kauka an, zuerst als Redakteur bei „Fix & Foxi“ und seinen diversen Ablegern und später sogar als Chefredakteur. Das war so was wie Redaktionsleiter, denn über der gesamten Mannschaft stand Peter Wiechmann, der so genannte Redaktionsdirektor. Ein Typ, der mir immer angenehm in Erinnerung geblieben ist, obwohl ich damals noch jung und ungestüm war, und wir manchmal auch aneinander geraten sind. Aber nur in der Sache. Zum Beispiel bei einer Serie über den Umweltschutz (richtig, wir waren unserer Zeit weit voraus!) im redaktionellen Teil von „Fix & Foxi“. Ich war dagegen, schmutzige Müllberge im Heft zu zeigen. Aber die Aktion war gut, wurde zusammen mit Heinz Sielmann durchgeführt, und wie’s der Zufall so will: Vor einigen Jahren war ich Ghostwriter für Heinz Sielmann und brachte seine Autobiographie in druckreife Worte. „Fix & Foxi“ kam leider nicht darin vor.

Fix und Foxi

Wenn ich heute erzähle, dass ich bei „Fix & Foxi“ angefangen habe, ernte ich immer dieselben Reaktionen – ein mitleidiges Lächeln oder „Was? Du hast Comics gemacht?“ Dabei war das harte Arbeit, Freunde! Nicht jeder konnte diese Bildgeschichten erfinden oder betexten. Ich erinnere mich an einen Redakteur der „Quick“, damals immerhin eine anerkannte Illustrierte, der die Nase ziemlich weit oben trug und dann doch jämmerlich scheiterte. Was später einfach und lustig aussieht, muss hart erarbeitet werden, vom Zeichner und vom Autor. Ich hab vor allem die Westernserien getextet und zahlreiche Geschichten auch erfunden: „Tom & Biber“ und ausländische Serien wie „Lucky Luke“, „Die Blauen Boys“ und auch mal „Die Schlümpfe“. Hab ich schon erwähnt, dass die Blauen Boys in Fort Nougat wohnten? Einfach irre! Auch Fix und Foxi und Lupo kamen mir oft unter den Griffel. Und moderne Serien, sogar „Bussi Bär“. Die Arbeit machte riesigen Spaß, und wenn ich daran denke, dass wir damals über 400.000 Auflage hatten, kommen mir heute noch die Tränen. Auch das Arbeitsklima war optimal. So was gibt’s heute nicht mehr. Peter Wiechmann, Manfred Klinke, Günther Ropertz, Claudia Bauersachs – unterschiedlicher als die Charaktere von Rolf Kauka und doch ein starkes Team. Mit Friedel Wahren hatte ich lange noch Kontakt, sie arbeitete später im Science-fiction-Lektorat des Heyne-Verlags.

Seltsamerweise sind mir einige Dinge besonders in Erinnerung geblieben, abgesehen von den Ansprachen des Herrn Kauka: unsere mittägliche Boccia- und Dart-Meisterschaft im Schlosshof in Grünwald (jawohl, wir residierten in einem Schloss!), die Überreichung eines Blumenstraußes an Gina Lollobrigida, die dort drehte, der Oscar-verdächtige und in der österreichischen Wildnis gedrehte Western von Peter Wiechmann. Kaum zu glauben, dass ich nur drei Jahre bei Kauka war. Aber es waren wohl die prägenden, und ich kann heute nur sagen: gerade das Texten von Comics hat mich bestens auf meine Autoren-Karriere vorbereitet. Beim Verfassen von Comic kann man lernen, wie ein Spannungsbogen und Dialoge funktionieren, wie Höhepunkte und Gags gesetzt werden. Und ich hab das Genre nach meinem Weggang auch nicht ganz verlassen, war noch einige Jahre als „Freier“ für Bastei tätig, hauptsächlich für die Western-Serien (was sonst?) „Lasso“ und „Silberpfeil“, aber auch für Felix und Konsorten. Dann kamen meine ersten Sachbücher und Romane, und die Comic-Karriere war beendet. Wann das war? So ungefähr 1972, denn damals erschien mein erstes Buch. Es hieß „Die Verlorenen“ und handelte von den Apachen. Interessierte natürlich kaum einen, aber ein Jahr später kam „Der große Goldrausch von Alaska“ heraus, und ich gewann den Friedrich-Gerstäcker-Preis für das beste Abenteuerbuch des Jahres! Ein Karriereschub, der mich nach vorn brachte. Tolle Erfolge waren darunter, „Das Lied der Cheyenne“, ein Roman über eine tapfere Cheyenne-Frau, die Romanserie „Clarissa“, zahlreiche romantische Abenteuerromane unter meinem Pseudonym „Christopher Ross“, Sachbücher und Jugendbücher. Ich hatte immer genug zu tun, dank meiner treuen Fans.

Thomas Jeier mit Cowboy John Ericson

Aber eines ist auch sicher: Wenn mir heute einer anbieten würde, wieder „Fix & Foxi“ zu texten, würde ich zugreifen. Oder wie Lucky Luke sagen würde: „Hell! Das wär ´ne Riesensache!“


Der Artikel erschien vor Jahren in einer Print-Fassung in DIE SPRECHBLASE. - Thomas Jeier wurde 1947 geboren und lebt in der Nähe von München. Seine website https://www.jeier.de.



Die Verlorenen - Hestia 1971


Der große Goldrausch von Alaska - Herder 1972