How the West Was Written
Ron Scheer's Standardwerke über frühe Western
Ron Scheer (1941 - 2015) hat vor einigen Jahren drei Sachbücher in englischer Sprache veröffentlicht, die in keiner Sammlung eines Westernliebhabers fehlen sollten. In den ersten beiden stellt er eine Vielzahl von "uralten" Western, die zwischen 1880 und 1915 erschienen sind, in Sammelrezensionen bzw. -kritiken vor. Im dritten Band hat er in Form eines Glossars zahlreichen Ausdrücke und Redewendungen gesammelt, die einst von den Verfassern alter Western verwendet wurden. Diese werden jeweils mit Quellen genannt und erläutert. Die Buchbeschreibungen bei Amazon wurden hier ins Deutsche übersetzt. Die Bücher im einzelnen:
Ron SCHEER - How the West Was Written: Frontier Fiction, Vol. 1: 1880-1906 BEAT to a PULP; 1. Edition (18. April 2014) (ca. 300 pp)
- ISBN-13 : 978-0990591696
Am Anfang dieses Buches stand die Frage nach den Ursprüngen des Cowboy-Westerns ... wie er sich von Owen Wisters Bestseller The Virginian (1902) bis zu Zane Greys ersten Romanen ein Jahrzehnt später entwickelte. Bei der Lektüre der Grenzlandliteratur aus dieser Zeit wird jedoch schnell deutlich, dass der Cowboy-Western nur eine von vielen verschiedenen Arten von Geschichten war, die im Westen spielten.
Neben Romanen über Ranching und Viehzucht schrieben die Autoren auch Geschichten über Eisenbahn, Bergbau, Holz, Militär, Politik, Frauenrechte, Temperenzler, Strafverfolgung, Bauprojekte, Siedler, Detektive, Prediger und natürlich Indianer, die alle zwischen 1880 und 1915 angesiedelt waren. Dieser kurze Zeitraum von 35 Jahren reicht von der Schießerei zwischen den Earps und den Clantons in Tombstone, Arizona, bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs.
Die Kapitel von How the West Was Written erzählen die Geschichte, wie der Westen die Phantasie von Schriftstellern, Männern wie Frauen, beflügelte. Sie zeigen, dass der Cowboy nur eine kleine Figur in einer viel größeren fiktionalen Landschaft ist. Es gibt frühe Grenzlandromane, in denen er die zentrale Figur ist, während er in anderen nur eine zweidimensionale, Tabak kauende Karikatur oder nur ein zufälliger Teil der Szenerie ist.
Bei der Lektüre dieses Werks wird deutlich, dass der bekannteste Roman aus dieser Zeit, The Virginian, nur eine von vielen frühen Westerngeschichten ist. Und er war nicht der erste. Das Terrain des Westerns wurde genutzt, um Ideen zu erforschen, die bereits in anderen populären Romanen vorhanden waren - Ideen über Charakter, Frauen, Romantik, Schurkerei, Ethnie und so weiter. Ein moderner Leser der frühen Western entdeckt, dass Wisters Roman Teil einer Flut von kreativen Werken war. Er und später Zane Grey waren nur zwei von vielen Schriftstellern, die die Grenze als Schauplatz für die Erzählung der menschlichen Geschichte nutzten.
Ron SCHEER - How the West Was Written: Frontier Fiction, Vol. 2: 1907-1915 BEAT to a PULP; 1. Edition (18. Januar 2015) (ca. 346 pp)
ISBN-13
:
978-0990591696
In den Jahren 1907-1915 erlebte die Frontier-Literatur einen Aufschwung durch neue Autoren, und der Erfolg von Owen Wisters The Virginian (1902) begann sich in ihren Werken bemerkbar zu machen. Dieser Roman hatte zwei Jahre lang die Bestsellerlisten angeführt. Mit der anhaltenden Popularität von Buffalo Bill Codys Wildwest-Show und dem Erscheinen von Western im Kino, von denen viele die Abenteuer von Bronco Billy Anderson zeigten, wurde der Cowboy-Held in der öffentlichen Vorstellung zu einer festen mythischen Figur.
Für die Autoren populärer Belletristik war die Grenze auch ein Thema, um Ideen aus dem aktuellen öffentlichen Diskurs zu erforschen - Ideen über Charakter und Schurkerei, Frauenrechte, Romantik und Ehe, Demokratie und Regierung, Kapitalismus, Ethnien und soziale Grenzen und den Westen an sich. Mit jeder neuen Veröffentlichung beteiligten sie sich auch an einem fortlaufenden Diskurs darüber, wie man über den Westen schreibt und wie man Western erzählt. Zusammengenommen beschreiben die Kapitel dieses Buches für heutige Leser und Autoren die Ursprünge der Frontier Fiction und das reiche Erbe, das sie uns als Genre hinterlassen hat. Es ist auch eine Tür in die Vergangenheit, denn es bietet eine Ideengeschichte, wie sie in der Populärkultur von vor einem Jahrhundert entstand und wie sie auch heute noch ein Publikum findet.
Ron SCHEER - How the West Was Written: Frontier Fiction, Vol. 3: Glossary BEAT to a PULP; 1. Edition (22. Juni 2015) (ca. 350 pp)
ISBN-13
:
978-1943035069
Dem scharfen Auge von Ron Scheer entgeht nichts. Bei der Vorbereitung seines Standardwerks über den frühen Western stieß er auf zahllose Ausdrücke, Wörter und Redewendungen, die dem modernen Leser unbekannt waren. Die Romane, die er untersuchte, stammten aus dem späten 19. bis weit ins 20. Jahrhundert.
Er machte sich an die Arbeit, diese Begriffe einschließlich ihres Kontexts aufzuzeichnen, und ihre Zahl vervielfachte sich im Laufe der Jahre. Viele dieser Ausdrücke waren mindestens ein Jahrhundert alt und hingen mit den sozialen Verhältnissen und der Technologie der damaligen Zeit zusammen. Mit dem Wandel der Welt veränderte sich auch die Sprache. Anspielungen auf Pferde und Kutschen, Dampfmaschinen, Freilandhaltung und all die gesellschaftlichen Anstandsregeln der damaligen Zeit verschwanden auf der rechten Seite, während sich neue Wörter und eine neue Umgangssprache auf der linken Seite in unser Bewusstsein drängten.
Ron Scheer war sich darüber im Klaren, dass ein Glossar notwendig sein würde, damit die modernen Leser verstehen konnten, was diese längst vergangenen Autoren sagten und welche gesellschaftlichen Ereignisse sie beschrieben. Andernfalls wären die Seiten dieser Romane mit unverständlichem Kauderwelsch vollgestopft.
Die Fähigkeit, diese geheimnisvollen Anspielungen und Redewendungen in etwas zu übersetzen, das der moderne Leser verstehen kann, ist ein Tor zu anderen Zeiten. ... Es erhellt eine verlorene Welt, aber es erhellt auch das Genie von Ron Scheer.
(Einführungstext und Übersetzung: Karl Jürgen Roth)