Ich halte es für eine gute Sache, wenn sich Westernautoren gegenseitig unterstützen und damit auch eine größere Reichweite erzielen. Deshalb werde ich von Zeit zu Zeit Interviews mit Kollegen und Kolleginnen machen, die daran Interesse haben. Den Anfang macht heute Manuela Schneider. Die Interviewfragen sind mit AW (Alfred Wallon) gekennzeichnet und die Antworten mit MS (Manuela Schneider). |
*** Nichts verpassen! Der NEWSLETTER (Kontaktformular, rechts unten) informiert zuverlässig über das, was hier neu ist.***
Sonntag, 23. Februar 2025
Alfred WALLON interviewt: Manuela SCHNEIDER
Alfred Wallon interviewt: Manuela Schneider
AW: Manuela Schneider ist eine deutsche Western-Autorin, hat aber auch englischsprachige Romane veröffentlicht. Vielleicht erst einmal ein paar persönliche Daten - wer ist Manuela Schneider?
MS: Manuela Schneider, aufgewachsen im schönen Schwarzwald. Wollte als Kind schon ein Cowgirl oder Indianer sein und wuchs auf mit Serien wie Rauchende Colts, Bonanza und Unsere kleine Farm. Nach einer Karriere im Tourismus und Motorraddesign in Europa und Asien kam ich endlich zum wilden Westen. Was mit einer Reise 1996 anfing, führte dann zum ersten Roman in 2017.
AW: Wie kommt es, dass Du Dich so sehr für die amerikanische Pioniergeschichte interessierst? Man könnte manchmal glauben, dass ein Teil von Dir schon immer in den USA gelebt hat.
MS: Tatsächlich war es bei einer ersten Reise so, dass es sich wie heimkommen anfühlte. Natürlich habe ich viel gelesen und Western im TV geschaut, aber da war noch mehr. Ich entdeckte so viele deutsche Wurzeln unter den Pioniergeschichten, und mir wurde klar, dass die amerikanische Geschichte auch ein großes Stück weit unsere Geschichte ist.
AW: Wann begannen Deine ersten Buchveröffentlichungen, und was ist Deiner Meinung nach das wichtigste Buch, das jemals von Dir erschienen ist?
MS: Das erste Buch war ein Roman 2017, aber mittlerweile schreibe ich einen anderen Stil. Das wichtigste Buch in Deutsch ist die Geronimo-Serie. Ich war als Kind Karl May-Fan. Nach über 20 Jahren Apachen Recherche wollte ich endlich die wahre Geschichte erzählen. Dass es ein Bestseller wird, konnte ich letztes Jahr nicht ahnen. Das zweite Buch, das mir sehr am Herzen liegt, ist das Buch Madame Moustache über eine Berufsspielerin im kalifornischen Goldrausch. Eine unglaubliche Persönlichkeit mit sehr tragischem Leben. Das Buch wurde erfolgreich von mir verfilmt. Es war mir wichtig, ihre Geschichte zu erzählen.
AW: Du hast zuerst mit Veröffentlichungen bei einem amerikanischen Verlag begonnen und hast dort Fuß gefasst - was im Übrigen gar nicht so einfach ist. Wie ist es Dir gelungen, ein Netzwerk in den USA aufzubauen?
MS: Das war sehr schwer als Deutsche. Vieles wäre ohne wunderbare Freunde nicht möglich gewesen. Ich glaube, das Wichtigste ist öfters vor Ort zu sein. Social Media ist gut, aber face to face die Leute kennenzulernen ist besser. Das Netzwerk hat tatsächlich beinahe 30 Jahre gebraucht, um so aufgebaut zu werden, und man muss immer daran arbeiten, weil alles so schnelllebig ist. Das Verlagswesen hat sich sehr gewandelt und ist ein hart umkämpftes Gebiet. Ich vergleiche es gerne mit einem literarischem Hollywood.
AW: Du schreibst ja nicht nur Western, sondern komponierst auch Songs und machst Filme. Erzähle uns bitte etwas mehr über diese crossmedialen Aktivitäten.
MS: Tja, Covid hat verhindert, dass ich in die USA fliegen konnte. Zudem war ich gerade dabei, den Verlag zu wechseln. Ich hatte Angst, dass man den Namen vergisst, wenn nicht andauernd ein neues Buch rauskommt. Manchmal braucht ein neues Buch aber bis zu 2 Jahre und länger, bis es auf dem Markt ist. Musik hat mir immer viel bedeutet. Es ist die internationale Sprache der Emotionen, die jeder versteht und die Menschen zusammenbringt. Eigene Countrysongs zu schreiben war also die logische Schlussfolgerung. Nach einem erfolgreichen Song/Musikvideo aus meiner Feder beschloss ich Madame Moustache zu verfilmen. Dass dieser Kurzfilm bis dato 36 Awards in USA, Europa und sogar in Cannes gewinnt, hätten sich Cast und Crew nie träumen lassen. Ich am allerwenigsten. Recherchen ergaben, dass Madame Moustache aka Eleanor Dumont von der Geschichte vergessen wurde, und ich wollte das ändern.
AW: Seit einem halben Jahr bist Du nun bei EK-2 Publishing tätig und veröffentlichst dort Deine Romane. Wie kam es dazu, und was ist Deine weitere Planung?
MS: EK-2 war angetan von der Idee, Western Romane zu verlegen. Nachdem du, Alfred, Jill Münstermann meinen Namen genannt hattest, kam der Verlag auf mich zu, wofür ich dir und Jill sehr dankbar bin. Ich schlug ein ungewöhnliches Konzept vor, aus dem die Geronimo-Serie entstand. Das Team von EK-2 wird nun auf dem USA Markt zweisprachig veröffentlichen. Da wurden mein Netzwerk und Sprachkenntnisse in Betracht gezogen, und so entstand die Abteilung EK-2 International, die ich nun in Eigenverantwortung leiten darf. Eine spannende Aufgabe und große Chance.
AW: Wie siehst Du die Chancen für einen historischen Western in den USA, der aber von einer deutschen Autorin geschrieben worden ist? War das ein einfacher Weg, oder gab es Hindernisse?
MS: Obwohl der Großteil der Pioniere tatsächlich deutsch sprach, gab es tonnenweise Hindernisse. Dabei war wohl weniger der deutsche Pass als mein Geschlecht das Problem. Das Western-Genre ist ein Genre der Männer, aber so langsam findet ein Umdenken statt. Weibliche Western-Autoren werden automatisch in die „Western Romance“ Schiene gedrückt, was falsch ist. Es braucht viel Energie und Durchhaltevermögen, das Gegenteil zu beweisen. Ich habe Glück, dass einige namhafte Leute, Filmproduzenten und Bestseller-Autoren mein Potential erkannt haben. Schlechte Erfahrung akzeptiere ich als gute Lektionen.
AW: Was bedeutet das Western-Genre für Dich persönlich? Gibt es eine Botschaft, die Dich persönlich motiviert?
In einer Zeit, wo Regierungen über unser Leben und unser Hab und Gut bestimmen, gefällt mir der Gedanke, die Familie und das Eigentum gegen Übergriffe schützen zu können. Außerdem konnte man damals auch das eigene Glück schmieden und vieles erreichen. Ich finde, es ist wichtig, Geschichte nicht unter den Teppich zu kehren, sondern zu erhalten, um daraus zu lernen. Autoren wie du und ich erhalten diese Geschichte am Leben.
AW: Bei EK-2 sind ja nun mehrere Romane von Dir sowohl in deutscher als auch in englischer Sprache erschienen. Was können die Leser vom EK-2 Westernprogramm noch an Überraschungen im Laufe dieses Jahres erwarten?
MS: Oh, la la. Gute Frage. Also: viele neue Romane in Deutsch und Englisch. Einen spannenden neuen Geschichtspodcast, online Events, in denen unsere Leser uns live kennenlernen können und vieles mehr. Es stehen noch spannende Bücher an, die bereits in Planung sind.
AW: Wenn es noch weitere Dinge gibt, die Du noch erwähnen möchtest, dann wäre jetzt hier noch etwas Platz dafür.
MS: Wichtig ist, die Leser zu unterhalten, aber als Autor authentisch zu bleiben. Es ist auch an der Zeit, dass unser Western-Genre sich eine neue Generation Leser an Bord holt. Wir haben Großes vor bei EK-2, und die Leser dürfen versichert sein, dass es spannend bleiben wird. Um nichts zu verpassen, ist unser kostenfreier Newsletter sicher eine gute Möglichkeit, auf dem Laufenden zu bleiben.
AW: Zum Schluss bleibt nur noch zu sagen, dass ich Dir viel Erfolg auf Deinem weiteren Weg wünsche. Ich denke, dass es faszinierend ist, einen Traum leben zu können.
MS: Ich denke wir leben beide einen Traum. Auch ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg bei deinen Buchprojekten und bedanke mich herzlich für das Interview.