Western-Leihbücher
... aus deutschen Landen frisch aufs Regal
Es gab in den Nachkriegsjahrzenten (1940er - 1970er Jahre) buchstäblich Tausende von ihnen. Neben Frauenromanen und Krimis waren sie das bevorzugte Lesefutter für die Nutzer der damals prosperierenden kommerziellen Leihbüchereien. Ihre Verfasser stammten zum Teil aus dem Ausland, vorwiegend aus dem anglo-amerikanischen Raum. Neben solchen Übersetzungen, die teils unter deutschen Verlagspseudonymen veröffentlicht wurden, gab es in weitaus größerem Ausmaß Bücher deutscher Autoren. Manche von ihnen wurden bekannt und publizierten ihre Werke auch in Romanheften und Taschenbüchern, andere schrieben nur ein oder zwei Titel und ihre Namen sind längst vergessen. Ähnlich sah es bei den Verlagen aus: in Kleinverlagen veröffentlicht wurden oft nur wenige Bücher, während die 'großen' Verleger teils Hunderte von "Wildwestern" im Angebot hatten. Die meisten dieser Leihbücher werden heute auf dem LeihbuchRegal (Link: https://leihbuchregal.blogspot.com) bibliografisch dokumentiert.
Ich möchte hier gar nicht auf Autoren oder einzelne Titel eingehen, sondern ein paar Beispiele für die Einbandgestaltung der Western-Leihbücher vorstellen. Bekanntlich erschienen sie in der Regel als dickleibige Pappbände mit aufgeklebtem Titelbildern und einer schützenden Plastikfolie (Supronyl). Zusätzlich gab es fast immer einen Schutzumschlag (teils auch zwei ) mit zumeist mit den aufklebten Titelbildern identischer Gestaltung. Anfangs waren teils auch Halbleinen- oder Leinenbände mit Schutzumschlägen gebräuchlich.
Die Titelgestaltung kann man grob gesprochen in drei zeitlich aufeinander folgende Gruppen untergliedern, wobei Überschneidungen vorkamen.
Die für die Einbände verwendeten Illustrationen waren zunächst oft Schwarzweiß-Standfotos aus zumeist amerikanischen Western (die damals auch häufig in synchronisierter Form in deutschen Kinos gezeigt wurden) - ein Beispiel hierfür findet sich bei William Blayn DIE ROTE RANCH, erschienen im Auffenberg-Verlag. Neben dem Fotomotive beherrscht ein schwarz-roter unregelmäßiger Rahmen und der in roter Schrift (mit weißer Umrandung) gestalteten Buchtitel.
Hugo Kastners farbenprächtige Illustration für Buster Bracks GEHETZT, VERDAMMT ... zierte den Titel des 1959 bei Dörner in Düsseldorf veröffentlichten 'Romans aus dem Wilden Westen'. Leuchtende Farben, eine dramatische Landschaft und der groß gestaltete Kopf des Protagonisten (?) zeigen ein Leihbuch mit einer von einem der bekanntesten Titelbildzeichner der Zeit erstellten künstlerischen Gestaltung, angemerkt sei, dass obiges Bild vom Schutzumschlag stammt (auf der Umschlaginnenseite ist übrigens der Werbetext des Verlages zu finden).
Im Lauf der 1960er Jahre finden sich vermehrt wieder Filmbilder, so auch beim Roman REITER OHNE HOFFNUNG von Ax Arex, erschienen bei Ernst U. Evertz in Rheydt. Die Standfotos sind inzwischen fast ausschließlich in Farbe gehalten und zeigen vielfach bekannte Westernstars, wie in diesem Fall den amerikanischen Schauspieler Glenn Ford.
Mir persönlich gefallen die gezeichneten (gemalten) Titelbilder am besten, hier gibt es herausragende Beispiele der Gebrauchsgraphik zu bewundern, wobei sich selten leider auch Titelillustrationen finden, die echt miserabel sind und die höchstens noch einen gewissen nostalgischen Reiz ausstrahlen können.
Karl Jürgen Roth