„Erwarten Sie, dass ich glaube, dass ein Mann, der so einfallsreich ist wie Sie, drei Monate in den Bergen verbracht und nichts gefunden hat?“ Pierre strich sich über seinen Schnurrbart. „Und erwarten Sie, dass ich glaube, dass ein Mann, der so raffiniert ist wie Sie, nicht versucht hätte, seine Entdeckungen vor mir zu verbergen?“
Jim seufzte. „Ich weiß Ihr Vertrauen in mich zu schätzen, aber dieses Mal war ich weder einfallsreich noch raffiniert.“
Pierre dirigierte sein Pferd zur Seite, um den hinteren Teil des Wagens zu untersuchen. Er senkte seinen Kopf, um die Dicke des Bodens zu überprüfen und sich zu vergewissern, dass er nicht dick genug war, um einen doppelten Boden zu bilden. Dennoch bedeutete er den beiden bewaffneten Männern, von ihrem Wagen abzusteigen und Jims Wagen zu untersuchen.
Ein Mann hielt eine Waffe auf Jim gerichtet, während der andere Mann um den Wagen herumging, an die Seiten klopfte und sich vorbeugte, um in seinem Sack mit Kleidung und Werkzeugen zu wühlen. Jim verharrte in einer gebückten Haltung, und er musste nicht vortäuschen, dass er verzagt war, denn ausnahmsweise hatte er nicht versucht, Pierre zu überlisten.
Jim war ein Fossilienjäger, der die Knochen längst ausgestorbener Echsen aufspürte und ausgrub. Da manche Menschen für die Gelegenheit, ein ungewöhnliches Artefakt zu besitzen, gut bezahlten, stand Jim vor zwei Problemen: die Fossilien zu finden und dann opportunistischen Dieben wie Pierre aus dem Weg zu gehen, damit er die Fossilien bei den Menschen abliefern konnte, die ihn dafür bezahlten.
Auf den meisten seiner Expeditionen fand Jim etwas, das seine Mühen lohnenswert machte. Dann versuchte er, Ärger zu vermeiden, normalerweise durch ausgeklügelte Vorsichtsmaßnahmen, um seine Entdeckungen zu verbergen, aber auf seiner letzten Expedition war es ihm nicht vergönnt gewesen, etwas zu finden.
Also war er in die nächste Stadt gefahren, um sich mit Vorräten einzudecken, und hatte geplant, anschließend weiterzuziehen. Er war einen Pass mit hohen Felsen auf beiden Seiten hinunter gefahren, als er zu seinem Ärger festgestellt hatte, dass Pierre auf ihn gewartet hatte. Mit einem Seufzer nahm er seinen Glücksbringer zwischen die Finger, einen Haifischzahn, den er immer um den Hals trug. Angesichts seiner Hantiererei musste Pierre lachen.
„Sie berühren diesen Zahn nur, wenn Sie sich Sorgen machen und Sie glauben, dass Sie Glück brauchen, um einen Ausweg aus Ihrer misslichen Lage zu finden.“ Pierre zeigte auf die beiden bewaffneten Männer, die gerade auf die Ladefläche von Jims Waggon kletterten. „Die müssen also nahe dran sein, heraus zu finden, was Sie angestellt haben, um Ihre neueste Entdeckung zu verstecken.“
Jim ließ seine Hand sinken. „Bitte, es steht Ihnen frei, Ihre Zeit damit zu verschwenden, die beiden suchen zu lassen. Geben Sie mir nur nicht die Schuld, wenn Sie enttäuscht werden.“
Mit einem einfältigen Grinsen ließ Pierre sein Pferd rückwärts gehen, dann beugte er sich über die Seite seines eigenen Wagens. Als er sich aufrichtete, hielt er einen Sack umklammert, der um etwas gewickelt war, das so schwer war, dass er zwei Hände brauchte, um es hochzuhalten.
Pierre streifte den Sack ab und enthüllte einen massiven gekrümmten Gesteinsbrocken. Er hielt ein Ende in seiner rechten Hand, während die konische Spitze des anderen Endes auf seinem linken Unterarm lag.
„Heute werde ich nicht derjenige sein, der enttäuscht ist“, sagte Pierre. „Sie mögen einen Haifischzahn als Glücksbringer haben, aber jetzt habe ich auch einen, und meiner ist größer!“
Trotz seiner Verärgerung beugte sich Jim interessiert vor, und er war sich sicher, dass Pierre recht hatte. Er hielt einen Zahn in seinen Händen, und da er größer war als jeder Zahn, den Jim jemals entdeckt hatte, kannte er viele Männer, die eine Menge dafür bezahlen würden, ihn zu besitzen.
„Dieser Zahn mag Ihnen Glück bringen, aber von wem auch immer Sie ihn gestohlen haben, derjenige wird sich nicht für einen Glückspilz halten“, sagte Jim höhnisch.
„Ich bin entsetzt über ihre Anschuldigung, Monsieur Dragon“, sagte Pierre und hob mit verletztem Stolz sein Kinn. „Ich habe ihn entdeckt, und das verdanke ich alles Ihnen. Es scheint, dass ich so viel Zeit damit verbracht habe, herauszufinden, wie Sie Ihre Fossilien finden, dass ich jetzt weiß, wie ich es selbst tun kann.“
„Da bin ich aber froh. Dann werden Sie es nicht mehr auf mich absehen.“
„Keineswegs. Wenn ich das hier gefunden habe, werden Sie etwas noch Besseres gefunden haben.“ Pierre gluckste und steckte dann den Zahn in den Sack, bevor er ihn wieder in seinem Wagen ablegte. „Also, wo haben Sie’s versteckt?“
„Ich habe nichts …“ Jim brach ab, denn er fand sich damit ab, dass Pierre ihm nicht glauben würde, egal, was er behauptete.
Die beiden Männer hinten in seinem Wagen standen jetzt auf und schüttelten die Köpfe, aber dann krachte ein Schuss, der Jim zusammenzucken ließ. Er erkannte, dass der Knall von einer Anhöhe zwischen zwei großen Felsen rechts von ihm gekommen war. Daher drehte er sich, als er nach seiner Pistole griff, in diese Richtung, aber Pierre hatte seine Pistole bereits gezogen und auf ihn gerichtet.
„Sagen Sie denen, sie sollen nicht noch ’mal schießen, oder Sie sterben“, sagte er.
„Ich habe nichts mit dem Schuss zu tun“, sagte Jim, während seine Hand neben seinem Holster verharrte. „Ich weiß nicht, wer auf uns schießt.“
Pierre schnaubte ungläubig. Dann ertönten schnell hintereinander weitere Schüsse, und einer von Pierres Revolvermännern schrie vor Schmerz auf. Pierre streckte seinen Arm mit der Pistole aus, aber als Jim gelassen den Kopf schüttelte, wandte er sich mit einer geknurrten Warnung dem höhergelegenen Gelände zu.
Pierre feuerte einen schnellen Schuss auf die Felsen ab, zwischen denen, wie Jim vermutete, der Schütze sich versteckte, während zwei Schüsse vom hinteren Teil des Wagens in denselben Bereich zielten. Jim drehte sich auf dem Sitz, um den Hang hinauf schauen zu können, während er sich duckte, um kein großes Ziel zu bieten.
Der Schütze ließ sich nicht blicken, feuerte aber eine weitere schnelle Salve von Schüssen ab. Hinter Jim war ein schwerer Treffer zu hören, als eines der Geschosse ein Ziel fand. Jim drehte sich um, und jetzt lagen Pierres Männer beide auf dem Rücken. Ihre Körper wiesen sichtbare Schusswunden auf und rührten sich nicht mehr.
Er drehte sich wieder zu Pierre um und deutete auf sein Holster, aber bevor er die Erlaubnis einholen konnte, das Feuer zu erwidern, steckte Pierre seine Pistole ins Holster und hob seine Hände. Etwa dreißig Meter entfernt hatten sich zwei Männer erhoben, und beide zielten mit ihren Waffen auf sie.
Da dies ein Kampf war, den sie bereits verloren hatten, hob Jim ebenfalls die Hände. Einer der Männer steckte seinen Revolver ins Holster, und während der andere Mann seine Waffe auf sie gerichtet hielt, kletterte er den Abhang hinunter und erreichte den Fuß des Passes, wo er sich zwischen die beiden Wagen stellte.
„Und so sieht man sich wieder, Monsieur Dulaine“, erklärte er.
„In der Tat, Monsieur Huyghe“, sagte Pierre spöttisch.
„Sie kennen diesen Mann?“ fragte Jim, als keiner der beiden noch etwas sagte.
Pierre seufzte. „Das ist Rafael Huyghe, mein Erzfeind, und der Mann mit dem Revolver ist der, der seine Aufträge ohne mit der Wimper zu zucken ausführt, Hagley Pyle.“
„Ich habe immer gedacht, dass ich Ihr Erzfeind bin.“
„Sie hatten schon immer eine übertriebene Vorstellung von Ihrem Stellenwert, Monsieur Dragon, und es tut mir leid, Ihnen mitteilen zu müssen, dass dieser Mann mir mehr Sorgen bereitet, als Sie es jemals getan haben. Um den Männern, die mich bezahlen, Knochen zu bringen, muss ich Männern wie Monsieur Huyghe aus dem Weg gehen, und wie es scheint, habe ich heute versagt.“
„Das freut mich zu hören. Immerhin waren das Knochen, die Sie mir oder anderen unglücklichen Fossilienjägern gestohlen hatten.“
Pierre runzelte die Stirn, und das veranlasste Rafael, in die Hände zu klatschen, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen.
„Wenn Sie zwei Gentlemen mit ihrem Gezänk fertig sind, können wir weitermachen“, sagte er. „Was haben Sie heute für mich, Monsieur Dulaine?“
„Nichts“, sagte Pierre.
„Sie sind ein schrecklicher Lügner. Ich habe schon gesehen, dass Sie etwas in Ihrem Wagen haben.“
Pierre zuckte die Achseln. „Ich habe nur einen Stein, der wie ein Zahn geformt ist, aber ich bezweifle, dass der etwas wert ist.“
Rafael gluckste. „Jetzt weiß ich, dass er wertvoll ist. Geben Sie ihn her.“
Mit einem Seufzer ergriff Pierre seinen Sack mit dem großen Zahn. Er schaute hinein und übergab ihn dann an Rafael.
„Das ist alles, was ich habe“, sagte Pierre, als Rafael den Zahn geringschätzig betrachtete.
„Sie lügen hoffentlich schon wieder. Ich habe mir nicht die ganze Mühe gemacht, um Ihnen diese Falle zu stellen, nur für einen einzigen Zahn.“
Pierre zuckte die Achseln. „Es ist ein sehr großer Zahn.“
Rafael dachte einen Moment nach und hob dann einen Finger.
„Zähne haben die Angewohnheit, dass sie viele Gefährten haben. Zeigen Sie mir also den Rest dieses Gebisses, und Sie können Ihrer Wege gehen.“
„Das kann ich nicht. Das ist der einzige Zahn, den ich finden konnte.“
„Das ist wieder eine Lüge. Sie könnten Ihre eigene Nase nicht finden, wenn ich Ihnen die Augen verbinden würde.“ Rafael deutete mit dem Zahn auf Jim. „Alles, was Sie tun, ist Männer wie Monsieur Dragon zu finden, und dann stehlen Sie, was die gefunden haben.“
Als Pierre die Stirn runzelte, wandte sich Rafael Hagley zu und hob mit einem stummen Befehl den Zahn, woraufhin Hagley seinen Arm mit dem Revolver ausstreckte. Da er auf Pierre zielte, hätte Jim gerne den Mund gehalten und ihn feuern lassen, aber in Anbetracht von Rafaels Kommentaren hatte er keinen Zweifel daran, dass er als nächster an der Reihe wäre.
„Warten Sie“, sagte er. „Pierre hat wirklich nicht noch mehr Zähne wie den da.“
Rafael nickte. „Das heißt also, dass Sie die anderen da gelassen haben, wo Sie sie gefunden haben, und nur einen davon mitgenommen haben für den Fall, dass Pierre Sie überfallen würde. Bringen Sie mich zu den übrigen, und Sie können zusammen mit Pierre Ihrer Wege gehen.“
Jim schluckte, als er schnell überlegte, aber er dachte sich, dass er auf diese Forderung nur eine mögliche Antwort geben konnte.
„Gewiss“, sagte er.
Rafael grinste. Er legte den Zahn zurück in Pierres Wagen, gab dann Hagley ein Zeichen, den Hang herunter zu kommen, und bedeutete Pierre und Jim, sich zum Aufbruch fertig zu machen.
***
Fünf Minuten später hockten die beiden Männer verdrossen und unbewaffnet auf dem Sitz von Jims Wagen, während Rafael und Hagley gut gelaunt auf Pierres Wagen saßen und Waffen auf sie gerichtet hielten.
„Fahren Sie geradeaus“, sagte Pierre leise.
Jim lächelte. „Ich werde Ihren Anweisungen folgen, obwohl Rafael anscheinend nicht gesehen hat, dass der Zahn hinten auf Ihrem Wagen lag, als Sie angekommen sind. Also hegt er die Vermutung, dass Sie ihn mir gestohlen haben.“
„Wohl wahr, aber wie Sie gesehen haben, ist er nicht so ein anständiger Mensch wie ich. Er wird nicht zögern, uns zu töten.“ Pierre rieb sich die Stirn. „Also tun Sie nichts, um ihn von dieser Vermutung abzubringen.“
„Das werde ich sicherlich tun, wenn wir ankommen, wohin auch immer Sie mich dirigieren, aber dann wird Rafael noch mehr Zähne sehen wollen, und er wird nicht erfreut sein, wenn er herausfindet, dass es dort nichts gibt, was er stehlen könnte.“
„Dann sollten Sie besser hoffen, dass Ihre Fähigkeit, Fossilien zu finden, so gut ist, wie Sie behaupten.“
„Also, erzählen mir von diesem Platz, an dem Sie diesen einzelnen Zahn gefunden haben.“ Jim wartete, aber Pierre antwortete nicht „Ich muss mir ein Bild von dem Gelände machen, damit ich mir vorstellen kann, wo es noch mehr Fossilien wie dieses geben könnte.“
Pierre zuckte die Achseln. „Ich wühle nicht wie ein Käfer im Dreck herum. Was kann ich also sagen, außer dass da etwas Erde war und der Zahn darin lag?“
Jim seufzte. „Das einzige, was ich von Ihnen hören möchte, ist ein Dankeschön. Wenn ich uns hier lebend ’rausbringe, dann einzig und allein wegen meiner Fähigkeit, Fossilien zu wittern.“
„Ich stimme Ihnen zu, dass man sich erkenntlich zeigen sollte, aber wenn wir hier lebend ’rauskommen, dann einzig und allein wegen meiner Fähigkeit, günstige Gelegenheiten zu wittern.“
Die beiden Männer schüttelten jeweils ihren Kopf, aber da Rafael nahe genug war, dass seine Aufmerksamkeit geweckt werden könnte, falls etwas zwischen ihnen nicht stimmte, verfielen sie wieder in Schweigen. Die nächsten paar Stunden rollten sie dahin, und immer, wenn sie die Richtung ändern mussten, murmelte Pierre Anweisungen, welche Route Jim nehmen sollte.
***
Als klar wurde, dass Pierre ihn zu einer engen Schlucht dirigierte, lächelte Jim. Vor mehreren Wochen hatte er einen Teil dieser Gegend abgesucht, da er sie für vielversprechend hielt. Daher wuchsen seine Hoffnungen, dass sie Glück haben könnten, aber Pierre wurde immer verdrießlicher.
Er beugte sich auf dem Sitz nach vorne, und als Jim ihn zu seiner Entdeckung befragte, ließ er mehrere Gelegenheiten, spitze Bemerkungen mit ihm auszutauschen, ungenutzt. Der Grund für sein Verhalten wurde offensichtlich, als sie sich ihrem Ziel näherten.
Vor ihnen befand sich ein Lager. Ein Segeltuch war neben einem Felsen aufgespannt, um ein Schutzdach zu schaffen, während Habseligkeiten und Werkzeuge zwischen zwei dunklen Kreisen aus Steinen verstreut lagen, wo ehedem Lagerfeuer entzündet worden waren.
Die kalte Asche in den Feuern und die lose Erde, die der Wind gegen den Unterstand geweht hatte, wo er sich angehäuft hatte, zeigten, dass dieses Lager schon seit einiger Zeit nicht mehr genutzt wurde. Pierres verstohlener Gesichtsausdruck lieferte seine eigene Erklärung, was den Grund dafür betraf.
„Sie haben also so viel Zeit damit verbracht, herauszufinden, wie ich meine Fossilien finde, dass Sie jetzt wissen, wie es geht, ja?“ fragte Jim.
„Ich glaube, das habe ich gesagt“, sagte Pierre und zuckte dann die Achseln. „Vielleicht habe ich die Situation nicht ganz richtig dargestellt.“
„Das ist wahrscheinlich der erste ehrliche Satz, den Sie jemals zu mir gesagt haben.“
„Sie verletzen mich mit Ihrem Mangel an Vertrauen.“ Pierre legte eine Hand auf seine Brust. „Ich bin ein Ehrenmann.“
„Trotz dem, was wir hier vor uns sehen, behaupten Sie also, dass Sie den wahren Besitzer dieses Zahns nicht getötet haben?“
„Das habe ich wirklich nicht. Er wurde von seinem Partner getötet, der kurz danach starb.“ Pierre breitete seine Hände aus. „Ich hörte die Schüsse aus einigen Meilen Entfernung und bin auf diese Szene gestoßen. Es war eindeutig, dass zwei Männer sich gestritten hatten, und dieser Streit hatte mit Schlägen und dann mit Schüssen geendet.“
„Wenigstens hat Ihnen das erspart, sie töten zu müssen, um ihr Fossil zu stehlen.“
„Ich bin kein Mann von der Sorte, die das tun würde. Ich habe ihr Ableben betrauert und sie mit Würde begraben.“ Pierre runzelte die Stirn. „Außerdem war ihr Lager an einem Platz, der leicht zu verteidigen ist.“
Jim hielt den Wagen vor dem Lager an. „Ist die Art und Weise, wie die beiden ihr Ende gefunden haben, also das Schicksal, das uns erwartet? Jahrelang haben Sie versucht, mir einen Strich durch die Rechnung zu machen, und ich habe versucht, Ihnen einen Strich durch die Rechnung zu machen, aber eines Tages muss diese ganze Fehde ein Ende finden und vermutlich, indem wir uns gegenseitig an die Gurgel gehen.“
Pierre schüttelte den Kopf, als der Wagen hinter ihnen anhielt.
„So ist unser Schicksal nicht. Sie sind für mich nicht wichtig genug, als dass ich mir meine Hände schmutzig machen würde bei dem Versuch, Sie zu töten. Wenn ich sterben muss, dann wird es von Monsieur Huyghes Hand sein.“
„Das ist für mich in Ordnung,“ sagte Jim. Dann sprang er vom Sitz hinunter.
***
Während er darauf wartete, dass die anderen von den Wagen stiegen, inspizierte er das Lager. Er versuchte sich die Leute vorzustellen, die diesen Platz zu ihrem Stützpunkt gemacht hatten, damit er herausfinden konnte, warum sie ihn gewählt hatten.
Er kam zu dem Schluss, dass die unmittelbare Umgebung nicht die Art von Ort war, an dem er nach Fossilien suchen würde. Dies deutete darauf hin, dass sie vorsichtig vorgegangen waren, indem sie ihr Lager in einiger Entfernung von dem Bereich aufgeschlagen hatten, in dem sie gegraben hatten.
Wenn sie nicht etwas gefunden und es hier versteckt hatten, musste er folglich raten, wohin sie gegangen waren, um den Zahn zu finden, und Rafael schien nicht die Art von Mann zu sein, der ihm einen zweiten Versuch einräumen würde. Als Pierre sich zu ihm gesellte, runzelte er besorgt die Stirn in seine Richtung, sodass Pierre ein paar Schritt nach vorne machte und vor Rafael stehen blieb.
„Hier ist anscheinend etwas passiert“, sagte Rafael mit einer Handbewegung zum Lager hin. „Aber das interessiert mich nicht.“
„Mich interessiert es auch nicht“, sagte Pierre. „Also, was machen wir jetzt?“
„Monsieur Dragon wird mir die übrigen Zähne zeigen oder Hagley wird Sie töten.“ Rafael machte eine Handbewegung zu dem Revolvermann, der rechts neben ihm stand. „Wenn Monsieur Dragon sich dann immer noch weigert zu kooperieren, wird auch er sterben.“
„Sie müssen ihm Zeit geben. Er ist ein Mann, der bei seinen Versuchen, mich zu täuschen, extravagante Vorsichtsmaßnahmen ergreift.“
„Ein Kind könnte Sie täuschen, also bezweifle ich das, aber ich werde Monsieur Dragon diese Zeit geben. Er hat Zeit, bis meine Geduld erschöpft ist.“ Rafael gähnte. „Und ich langweile mich bereits, wenn ich mit Ihnen rede.“
Pierre zuckte zusammen, aber er erwiderte nichts, als er ein paar Schritte zurück machte und sich neben Jim stellte.
„Ich habe Zeit für Sie ausgehandelt, etwas zu tun, also tun Sie’s“, sagte er drängend aus seinem Mundwinkel heraus.
„Sie haben nichts ausgehandelt“, sagte Jim. Er deutete auf das Lager und dann auf das nahe gelegene Gelände. „Rafael hat Ihnen nur ein Ultimatum gestellt, und Sie haben es akzeptiert. Wenn Sie ihn dazu bringen können, mir ein paar Tage Zeit zu geben, um weitere Zähne zu finden, dann wäre ich beeindruckt.“
„Sie haben nicht ein paar Tage Zeit. Sie haben ein paar Minuten.“
„Ich habe ein paar Minuten, bevor er Sie tötet, aber ich bin mir sicher, dass Ihr Tod mich anspornen wird – “
„Hören Sie mit Ihrem Gezänk auf, Sie zwei“, rief Rafael. „Ich habe nicht die Geduld abzuwarten, bis Sie Ihre Probleme miteinander geklärt haben.“
Jim seufzte, während er auf eine Eingebung hoffte. Wenn er den Weg finden könnte, den die Männer, die hier gestorben waren, genommen hatten, würde er vielleicht die Stelle finden, an der sie den Zahn ausgegraben hatten, aber dann würde er Zeit brauchen, um sonst irgendetwas zu finden, was sich in der Nähe im Erdboden befinden könnte.
Seine einzige Hoffnung war, dass der Zahn, den Pierre hier gefunden hatte, nicht der einzige war, den die Fossilienjäger entdeckt hatten, aber es gab keine offensichtlichen Hinweise darauf, wo sie weitere versteckt haben könnten.
„Ich lüge nicht, wenn ich sage, dass ich nichts auf die Schnelle finden kann“, sagte er, während er seinen Glücksbringerzahn zwischen die Finger nahm.
„Dann werden wir sterben“, sagte Pierre. „Unsere Lage ist so verzweifelt, dass ich Ihnen einen Handel vorschlage, Monsieur Dragon. Wenn Sie einen Weg finden, wie wir hier ’rauskommen können, können Sie den großen Zahn haben, den ich entdeckt habe.“
„Sie haben ihn nicht entdeckt. Wie Rafael wissen Sie nichts darüber, wie man Fossilien findet. Sie wären nicht in der Lage, Ihren eigenen Fuß im Dunkeln zu finden, wenn es nicht …“
Jim ließ seinen Haifischzahn los und lächelte, aber Pierre hob einen Finger und fuchtelte damit vor Jim herum.
„Sie haben gut daran getan, keine Zeit mehr damit zu verschwenden, mich zu beleidigen. Jetzt konzentrieren Sie sich darauf, einen Ausweg aus dieser Sache zu finden.“
„Ich habe ihn gerade gefunden. Deshalb habe ich nichts mehr gesagt. Beobachten Sie mich jetzt genau und achten Sie auf den richtigen Moment, um einzugreifen.“
„Was haben Sie vor?“
Jim rechnete damit, dass es Rafael nur noch mehr verärgern würde, wenn er sich die Zeit nähme, seinen Plan zu erklären, also bat er mit erhobener Hand um Ruhe und und drehte sich dann mit hoch erhobenem Kinn auf der Stelle um. Er nickte, als hätte er einen Entschluss gefasst, bevor er zu Rafael zurückging.
„Ich brauche meinen großen Zahn zurück“, sagte er.
„Warum?“ fragte Rafael.
Jim stemmte die Hände in die Hüften. „Ich möchte nicht alle meine Geheimnisse preisgeben, aber ich brauche diesen Zahn, um die anderen Zähne zu finden.“
„Das verstehe ich nicht.“
„Das sollen Sie auch nicht.“ Jim neigte sich zu ihm. „Wenn ich Ihnen zeigen würde, wie es geht, würden Sie vielleicht lernen, wie wir Fossilienjäger unsere Fossilien finden.“
„Das will ich gar nicht wissen. Alles was ich wissen muss, ist, wie man Männer wie Monsieur Dulaine findet, der weiß, wie man Männer wie Sie findet.“
„Da entgeht Ihnen ’was, aber ich brauche immer noch den Zahn, bevor Ihre Geduld erschöpft ist.“
Rafael schnaubte verärgert durch die Nase, aber dann ging er mit einem Kopfschütteln zum Wagen, nahm den großen Zahn heraus und brachte ihn zu Jim. Er hielt ihn hin und zog ihn dann zurück.
„Ich kann mir nicht vorstellen, wie dieser Zahn Ihnen helfen soll, weitere Zähne zu finden.“
„Sie müssen ihn nur locker festhalten.“ Jim machte eine Geste, mit der er Rafael zeigte, dass er den Zahn auf einer Handfläche ruhen lassen sollte, während er ihn mit der anderen Hand im Gleichgewicht hielt. „Dann wird sich der Zahn drehen und auf die Stelle zeigen, wo die anderen Zähne sind.“
Mit einem resignierten Achselzucken hielt Rafael den Zahn auf einer ausgestreckten Hand, wie Jim es gezeigt hatte. Hagley drehte sich zu ihm um, während Jim sich das Kinn rieb.
„Es ist nichts passiert“, sagte Rafael nach einer Weile.
Jim seufzte sichtlich gereizt und trat vor, um ihm den Zahn abzunehmen.
„Das liegt daran, dass Sie es falsch machen“, sagte er und wandte sich dann schnell ab, bevor Rafael Einwände erheben und den Zahn zurückfordern konnte.
Er hielt den Zahn so, dass er mit dem scharfen Ende auf das größere der beiden Lagerfeuer zeigte. Dann zuckte er mit seiner Hand, und der Zahn schwenkte herum, sodass er vom Feuer weg und näher zu Pierre zeigte.
„War es das?“ fragte Rafael.
Jim nickte und ging dann langsam in die Richtung weiter, die der Zahn offenbar angezeigt hatte. Pierre schüttelte den Kopf, aber in diesem Fall nahm Jim an, dass seine Verwirrung helfen könnte, Rafael davon zu überzeugen, dass der Zahn sie wirklich zu den übrigen Zähnen führen konnte.
„Passen Sie gut auf“, sagte er leise zu Pierre, als er bei ihm ankam.
„Worauf aufpassen?“ fragte Pierre. „Monsieur Huyghe wird diese lächerliche Scharade niemals glauben.“
Jim blieb stehen und suchte nach einem guten Ort für das Täuschungsmanöver, das er versuchte durchzuführen. Er brauchte eine Stelle, die so aussah wie ein Ort, an dem die Fossilienjäger ihre Entdeckungen hätten versteckt haben können, und dann musste er irgendwie erreichen, dass Rafael und Hagley sich arglos wähnten, damit er sie überrumpeln konnte.
Verblüffenderweise befanden sich Schleifspuren in der Nähe der Überreste des kleinen Feuers, das näher am Unterstand gelegen war, und das deutete darauf hin, dass halb verbrannte Holzscheite in das große Feuer geschoben worden waren. Bevor er über ihre Bedeutung nachdenken konnte, wurde ihm klar, dass Pierre recht gehabt hatte. Rafael und Hagley waren ihm nicht gefolgt, sondern standen immer noch beim Wagen und grinsten höhnisch.
„Er sieht skeptisch aus, also helfen Sie mir, damit es klappt“, sagte Jim.
„Hier gibt es nichts, was klappen könnte.“ Pierre zeigte auf den Zahn. „Sie stehen nur da und halten einen großen Zahn.“
„Wenigstens tue ich etwas. Sie stehen nur ’rum.“ Jim zuckte mit seiner Hand, sodass der Zahn herum schwenkte und auf Pierres Brust zeigte. „Jetzt gehen Sie zur Seite! Der Zahn sagt mir, dass ich zu dem alten Feuer gehen soll.“
Pierre stellte sich breitbeining hin. „Ich bleibe hier stehen.“
„Das geht nicht. Ich muss nur erreichen, dass Rafael glaubt, dass ich nach weiteren Zähnen suche, und dann — “
„Hören Sie mit diesem Unsinn auf. Trotz allem, was ich gesagt habe: Monsieur Huyghe ist kein Dummkopf.“
„Er vielleicht nicht, aber Sie sind eindeutig einer.“ Jim ging weiter, bis er Pierre erreichte, und stieß dann den Zahn nach vorne, sodass er gegen seine Brust drückte. „Machen Sie jetzt Platz!“
„Auf gar keinen Fall, Monsieur —“
„Sie zwei streiten schon wieder wie ungezogene Kinder“, rief Rafael. Dann gab er Hagley ein Handzeichen, sich ihm anzuschließen, und machte sich auf den Weg zu ihnen. „Entweder zeigen Sie mir, wo die übrigen Zähne sind, oder Sie sterben jetzt beide.“
Die Drohung veranlasste Pierre keineswegs, sich von Jim abzuwenden. Er packte das Ende des Zahns und schwenkte ihn von seiner Brust weg, aber mit seiner zunehmenden Wut hielt Jim dagegen und richtete den Zahn dann wieder auf Pierre.
Die beiden Männer strengten sich an, den Zahn zu bewegen, und er ruckte von einer Seite zur anderen. Da sie sich gegenseitig anknurrten, bemerkte Jim Rafael erst wieder, als er bei ihnen ankam.
„Gehen Sie mir aus dem Weg und lassen Sie den Zahn ordentlich seine Arbeit machen“, sagte Jim.
„Man findet keine Fossilien, indem man sich von einem Zahn den Weg zeigen lässt“, fauchte Pierre.
„Sie wissen nicht, wie ich sie finde. Sie haben genauso wenig Ahnung, wie man Fossilien findet, wie Rafael.“
Rafael schnaubte vor Wut und machte einen Schritt auf ihn zu, doch in diesem Moment ließ Pierre den Zahn los, der zur Seite schwenkte und gegen Rafaels Bauch schlug. Rafaels Atem entwich mit einem langen Seufzer aus seiner Brust, als sein Oberkörper einknickte. Da Jim schätzte, dass er keine bessere Gelegenheit bekommen würde, riss er den Zahn hoch und drückte das scharfe Ende unter Rafaels Kinn.
Rafaels Kopf ruckte zurück, und er fuchtelte mit den Armen, als er sich bemühte, auf den Beinen zu bleiben. Jim machte eine Bewegung nach vorne, und da er dadurch nicht mehr im Gleichgewicht war, als Rafaels Arm gegen seine Seite schlug, stolperte er in Rafael hinein, und dann gingen beide Männer zu Boden.
Krachend landeten sie, wobei Jim auf seinem Widersacher zu liegen kam. Als Rafael einen erstickten Schrei ausstieß, drückte Jim ihn mit seinem ganzen Gewicht nach unten, und erfreut stellte er fest, dass Pierre währenddessen mit Hagley kämpfte.
Pierre hatte Hagleys rechten Arm gepackt und nach oben gestoßen, aber Hagley war jetzt dabei, seine Waffe wieder nach unten in Richtung auf Pierres Körper zu drücken. Jim richtete sich auf in der Hoffnung, dass er genug getan hatte, um seinen Gegner zu überwältigen, wich dann aber schaudernd zurück, als er feststellte, dass sich der Zahn, als sie gestürzt waren, in Rafaels Kehle gebohrt hatte.
Rafaels Augen blickten ins Leere, während sich Blut um den Zahn sammelte. Sofort griff Jim nach Rafaels Holster. Er zog seinen Revolver heraus, rollte sich von Rafael herunter und richtete den Sechsschüsser auf die Männer, die ihrerseits um eine Waffe miteinander rangen.
Pierre musste bemerkt haben, was Jim tat, denn er ließ Hagleys Arm los und ließ sich dann auf ein Knie fallen, wodurch der Oberkörper seines Gegners unversehens ungeschützt war. Jim feuerte und jagte einen Schuss hoch in Hagleys Brust.
Hagley verkrampfte sich, aber er schwenkte seine Waffe immer noch nach unten auf Pierre zu, der nichts anderes tun konnte, als sich vor seinen Füßen zusammenzukauern. Also feuerte Jim nochmals und jagte einen zweiten Schuss in Hagleys Brust, sodass er umfiel.
Ohne einen Augenblick zu zögern, sprang Pierre nach vorne und entriss seinem Gegner den Revolver. Dann trat er zurück und zielte mit der Waffe auf den auf dem Rücken liegenden Mann. Als Hagley zuckte und sich dann nicht mehr rührte, drehte sich Pierre zu Rafael um.
Er ließ ein breites Lächeln sehen, als er hinüber ging und neben der Leiche stehen blieb. Rafaels Kopf hatte sich jetzt zur Seite geneigt, und der aus seiner Kehle ragende Zahn lag auf dem Boden. Pierre trat ihm dennoch in die Seite, und als Rafael nicht reagierte, schlug er mit der Faust ein Loch in die Luft.
„Und so scheint es, als würden wir uns nicht mehr wiedersehen, Monsieur Huyghe“, erklärte er.
Er legte eine Hand an sein Ohr, als ob er auf eine Antwort wartete, die er nicht bekommen würde, und wandte sich dann Jim zu.
„Ich hätte nie gedacht, dass wir lebend aus dieser Situation herauskommen würden“, sagte Jim in aller Ehrlichkeit.
Pierre nickte. „Leider ist das nur passiert, weil wir beide zusammengearbeitet haben.“
„Wir haben nicht zusammengearbeitet. Am Ende war es unser endloses Gezänk, das uns gerettet hat.“
„Wir haben uns nicht gezankt.“ Pierre hob sein Kinn. „Wir haben unsere Kräfte gebündelt, um die beiden zu täuschen.“
„Das haben wir nicht getan. Sie waren so uneinsichtig, wie Sie es immer sind. Sie haben sich geweigert, zur Seite zu gehen, als ich ein Täuschungsmanöver versuchte, damit Rafael in unsere Nähe kommt.“
Noch während er die Worte aussprach, wurde ihm klar, dass er Pierres Absichten in diesem Fall missverstanden haben könnte, aber er hasste den Gedanken, Pierre dazu zu gratulieren, dass er es so hatte aussehen lassen, als würden sie sich streiten, um Rafael zu ihnen zu locken. Als Pierre strahlte, wandte er sich ab und kniete sich neben Rafaels Leiche.
Er steckte seinen Revolver ins Holster und zog dann, wobei er zur Seite schaute, den Zahn aus Rafaels Hals. Er wischte das Blut auf dem Erdboden ab und stand auf. Er drehte sich um, und dann erkannte er zu seinem Entsetzen, dass Pierre jetzt den Revolver, den er Hagley abgenommen hatte, auf ihn richtete.
***
„Geben Sie den großen Zahn her“, sagte Pierre.
„Sie können sich jetzt nicht gegen mich wenden“, stotterte Jim. „Ich habe Ihnen gerade das Leben gerettet, und wir hatten eine Abmachung, dass ich den Zahn bekomme, wenn ich uns aus dieser Sache ’raushole.“
„Ich war derjenige, der Ihnen das Leben gerettet hat, aber Sie sind zu dickköpfig, um das zuzugeben.“ Pierre rieb sich das Kinn und grinste dann. „Sagen Sie mir, dass Sie dankbar sind für das, was ich getan habe, und dass es Ihnen leid tut, dass Sie an meinen ehrenwerten Absichten gezweifelt haben. Dann können Sie den großen Zahn haben.“
„Ich bin dankbar, dass ich überlebt habe, aber ich habe beide Männer getötet, und wenn ich das nicht getan hätte, würden wir nicht mehr leben und darüber streiten, wer am meisten getan hat.“
„Ich glaube, das kann man nicht als Entschuldigung bezeichnen.“
Pierre streckte eine Hand aus, und einen Moment lang dachte Jim darüber nach, Pierre den Zahn mit derselben Wucht zu geben, die er bei Rafael angewendet hatte. Dann warf er den Zahn mit einem Kopfschütteln auf den Boden und wich zurück.
Während er ihn genau im Auge behielt, gab Pierre Jim ein Zeichen, dass er seinen Revolver auf den Boden legen sollte. Dann hob Pierre die Waffe und den Zahn auf, bevor er rückwärts zu seinem Wagen ging. Als er auf den Sitz geklettert war, vollführte er einen Halbkreis mit dem Wagen und hielt ihn vor Jim an.
„Es war ein Vergnügen, Sie zu treffen, genauso wie immer, Pierre“, sagte Jim.
„Und es war eine Freude, wie immer die Oberhand über Sie zu behalten, Monsieur Dragon“, sagte Pierre.
„Sie hatten nie die Oberhand über mich.“
Pierre zeigte auf die Ladefläche des Wagens. „Der große Zahn, den ich mitnehme, lässt darauf schließen, dass ich dieses Mal die Oberhand über Sie hatte.“
„Nur dass Sie die Tricks, mit denen ich Sie überliste, nie ganz verstanden haben. Können Sie das also wirklich glauben?“
Pierre öffnete den Mund, um eine Erwiderung auszustoßen, schloss ihn dann aber und drohte ihm mit einem Finger.
„Ausnahmsweise überlasse ich Ihnen das letzte Wort, Monsieur Dragon.“
„Sie können mir nicht sagen, dass Sie mir das letzte Wort überlassen, denn dann sind wieder Sie es, der das letzte Wort hat.“
„Bin ich nicht. Ich bin…“
Pierre kniff die Augen zusammen, tat die Angelegenheit dann aber mit einem Achselzucken ab und machte sich auf den Weg. Er überquerte mit dem Wagen den vorderen Bereich des Lagers und fuhr dann die Schlucht hinab zurück. Als der Wagen außer Sichtweite war, blieb Jim noch einige Minuten lang stehen, bis er darauf vertraute, dass Pierre nicht umkehren würde.
Dann machte er eine Kehrtwendung und betrachtete das Lager. Nachdenklich ging er um die Leichen herum, bis er vor der größeren der beiden Feuerstellen stand. Er hatte das Feuer gewählt, weil es ein Bereich war, der für Rafael vielleicht wie ein plausibles Versteck aussah, denn die Fossilienjäger hätten verbrannte Holzscheite bewegt haben können, um zu verbergen, was sie dort begraben hatten.
Zu der Zeit hatte er nicht ernsthaft in Betracht gezogen, dass sie irgendetwas unter der Feuerstelle hätten versteckt haben können, aber jetzt, wo er mehr Zeit zum Überlegen hatte, musste er zugeben, dass es die Art von Ort war, den er sich ausgesucht haben könnte, um etwas zu verstecken. Daher kniete er sich hin und schob die Asche beiseite.
Der Boden unter der Feuerstelle war weich, und er war nicht versengt, so dass er die lose Erde innerhalb weniger Augenblicke weggewischt bekam. In einem guten halben Meter Tiefe stießen seine Finger gegen einen festen Gegenstand. Als er ihn von der Erde befreite, kam ein weiterer Zahn zum Vorschein, und daneben befanden sich Klumpen von loser Erde, die vermuten ließen, dass hier noch mehr Zähne vergraben waren.
Noch besser war, dass der Zahn doppelt so groß war wie der, den Pierre mitgenommen hatte. Pierre war zwar die Schlucht hinunter aus dem Blickfeld verschwunden, aber Jim hob den Zahn an, der ein so schwerer Gegenstand war, dass er ihn kaum aus dem Loch heben konnte, und deutete mit ihm in die Richtung, die Pierre eingeschlagen hatte.
„Sie können den großen Zahn haben, Pierre, denn ich habe jetzt selbst einen“, rief er. „Und meiner ist größer!“
© für die deutsche Übersetzung: Reinhard Windeler, 2025
Wir danken dem Autor für die freundliche Genehmigung zur Veröffentlichung dieser Übersetzung sowie für sein ausdrückliches Einverständnis mit dem Titel, den die Geschichte in unserer Version erhalten hat; wer dafür Pate stand, ist sicherlich nicht schwer zu erraten.
Anmerkung des Übersetzers:
Die Fehde zwischen Jim Dragon und Pierre Dulaine findet ihre Fortsetzung in dem Roman „Incident at Pegasus Heights” (2016).
Außerdem tauchen die Protagonisten in weiteren Romanen des Autors in Nebenrollen auf, nämlich in „The Secret of Devil’s Canyon” (# 5 der McBain-Serie), in „The Curse of the Phantom Pirate” (# 9 der Fergal-O’Brien-Serie) und in „The Cursed Brand” (# 11 der Cassidy-Yates-Serie).