Manuela Schneider hat mit Alfred Wallon ein Interview geführt, welches zuvor auf der website des EK"-Verlages erschienen ist: https://www.ek2-publishing.com/westernautor-alfred-wallon-im-interview . Mit Erlaubnis der beiden Interviewparten jetzt auch hier. - In diesem Zusammenhang sei einmal an das 2023 veröffentlichte Interview erinnert, welches ich damals mit Alfred Wallon geführt habe (Link: https://pomewe.blogspot.com/2023/03/cos23067.html) Die Interviewfragen sind mit MS (Manuela Schneider) gekennzeichnet und die Antworten mit AW (Alfred Wallon). (Karl Jürgen Roth) |
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Dienstag, 4. März 2025
Manuela SCHNEIDER interviewt Alfred WALLON
Manuela Schneider interviewt: Alfred Wallon
AW: Daran ist mein Vater schuld. Er hatte, so weit ich mich zurückerinnern kann, immer Westernromane zuhause. Er war zwar der Meinung, ich solle unbedingt richtige "gute" Bücher lesen wie z.B. Karl May, aber damit konnte ich schon seit frühester Jugend nichts anfangen - und das ist heute immer noch so. Aber mit den Westernromanen, die mein Vater hatte, umso mehr. Es waren alles Romanhefte aus verschiedenen Verlagen, und die gefielen mir eben.
MS: Du schreibst schon mehrere Jahrzehnte. Warum fasziniert dich das Genre noch immer?
AW: Es ist jetzt 44 Jahre her, seit mein erster Roman erschien. Aber wenn man sich einmal in ein bestimmtes Genre verliebt hat und sich damit auch selbst identifiziert, dann kommt man nicht mehr davon los. Das ist immer noch so und wird es wahrscheinlich auch bleiben, bis ich meinen letzten Atemzug tue.
MS: Hast du einen Wandel in der Verlags- und Western Genre Welt bemerkt. Wenn ja, welchen?
AW: Ja, im Romanheftbereich gibt es nur noch neue Sex- und Action-Western, und damit kann ich nun überhaupt nichts anfangen. Man merkt in diesem Bereich auch ganz deutlich, dass die Autoren, die so etwas schreiben, mit diesem Genre nicht aufgewachsen sind. Da sind auch nur wenig Detailkenntnisse über die amerikanische Geschichte vorhanden. Das scheint auch niemanden zu interessieren. Zum Glück gibt es aber auch noch solche Verleger, die an dieses Genre glauben und mich meine Ideen entwickeln lassen. Daraus sind viele Romane entstanden, auf die ich sehr stolz bin. Als Beispiel nenne ich hier EK-2 Publishing, BLITZ-Verlag und Dusty Saddle Publishing.
MS: Du hast eine unfassbar große Menge an Geschichten geschrieben. Hattest du jemals eine Schreibblockade und wie gehst du dagegen an?
AW: Nein - noch nie. Ich kann mir das auch gar nicht erlauben. Sonst kann ich die Termine, die ich mir selbst vorgenommen habe, gar nicht umsetzen. Es gibt immer etwas, das mich antreibt, und das ist gut so.
MS: Wie wirst du zu neuen Ideen inspiriert?
AW: Das kann ein Roman sein, den ich vor kurzem gelesen habe oder ein Film, der einen nachhaltigen Eindruck bei mir hinterlassen hat. Dann recherchiere ich mehr über diese historische Epoche und den Zeitraum, und schon entstehen die Ideen.
MS: Was für Unterschiede siehst du zwischen USA und Deutschland für dich als Autor?
AW: In Deutschland kennt man mich, in den USA muss ich mir diese Sporen erst noch verdienen. Und das ist gar nicht so einfach. Aber zumindest treffen jetzt auch ab und zu positive Rezensionen bei Amazon zu meinen englischsprachigen Western ein, und allmählich geraten die Dinge in Bewegung. Es wird aber sicher ein langer und anstrengender Weg sein, den ich dort beschreite.
MS: Was ist deine Meinung? Hat der Western eine Chance fortzubestehen und was muss deiner Meinung nach evtl. geändert werden?
AW: Der im Dezember 2023 verstorbene Autor und Amerika-Experte Dietmar Kuegler hat einmal gesagt, dass das Western-Genre die "Königsklasse" der Spannungsliteratur sei, und als solche behandele ich das auch. Ich bin tief verwurzelt mit diesem Genre, und wenn man etwas liebt, dann engagiert man sich umso mehr dafür.
Bei den großen deutschen Publikumsverlagen sehe ich schwindende Chancen, weil die dortigen Entscheider aus einer Generation stammen, die sich mit diesem Genre überhaupt nicht auskennen und es demzufolge ablehnen. Deshalb können sie gar nicht wissen, welche Schätze ihnen da entgehen. Aber das ist umso besser für die Verlage, mit denen ich zusammenarbeite, denn die wissen ganz genau, welchen Stellenwert der Western auch heutzutage noch hat.
MS: Was war der bislang wichtigste Moment in deiner Tätigkeit als Autor?
AW: Da gibt es mehrere Momente. Einer war zweifelsohne, als ich 2008 erkannte, dass ich meinen eigenen Weg gehen und Verlagspartner suchen muss, die genauso denken wie ich. Es dauerte ein bisschen, bis meine Suche erfolgreich war, aber heute bin ich dankbar dafür, dass ich genau diesen Weg gegangen bin. So stieß ich 2013 zum BLITZ-Verlag, und ich bin dem im April 2024 in den Ruhestand gegangenen Verleger Jörg Kaegelmann mehr als dankbar dafür, dass ich einfach das schreiben durfte, was mir am Herzen lag.
Seit einem guten Jahr erscheinen auch Western von mir in englischer Sprache beim amerikanischen Verlag Dusty Saddle Publishing. Das war ein zweiter, ganz wichtiger Moment von mir, zu erleben, dass Träume, die ich schon als Jugendlicher hatte, nun tatsächlich Wirklichkeit werden. Und der dritte, ganz wichtige Moment war, als ich im September zum Verlag EK-2 Publishing stieß und dort ebenfalls meine Idee umsetzen kann (nicht nur Western)
MS: Was unterscheidet deine Western von den anderen Autoren des Genres?
AW: Ich habe fast immer einen historischen Hintergrund als Handlung, und meine fiktiven Figuren agieren zusammen mit historischen Persönlichkeiten. Sie schildern den Lauf der historischen Ereignisse aus ihrem Blickwinkel. Außerdem versuche ich immer, Alleinstellungsmerkmale zu setzen. Ich habe eine Serie namens CIVIL WAR CHRONICLES beim BLITZ-Verlag gestartet, die insgesamt 12 Bände hat und nächstes Jahr abgeschlossen sein wird. Es ist die zurzeit einzige deutsche Serie über den Bürgerkrieg und einen Trupp konföderierter Soldaten, die hinter den feindlichen Linien gefährliche Aufträge erledigen.
Ein zweites Beispiel ist eine Serie über die Gründungsjahre der Republik Texas und die legendären Texas Rangers. Die Romane beginnen 1835, also gut 35 Jahre vor der Zeit, die man hierzulande als "Wilder Westen" kennt. Die Waffen sind anders, die politischen Gegebenheiten sind anders, also ebenfalls viel Stoff, aus dem man spannende Romane machen kann. Keiner hat das bisher als eigenständige Serie angedacht - also mache ich es.
MS: Wie sieht die Zukunft aus. Welche spannenden Projekte stehen an?
AW: Ich sagte schon, dass ich mit einigen meiner Romane bei EK-2 im September an den Start gegangen bin. Das wird sich noch fortsetzen. Im Sommer dieses Jahres werde ich eine weitere neue historische Western-Serie starten, über die ich zu gegebener Zeit noch berichten werde. Parallel dazu wird es in der Reihe DAS GESETZ DES WESTENS Neuauflagen älterer Romane von mir geben - aber auch Erstveröffentlichungen.
Die Military-Serie KOMMANDO ZERO war für mich als Autor Neuland. Es sind Romane über eine weltweit operierende Spezialeinheit, die in besonderen Krisenherden eingesetzt wird. Zwei Romane sind bisher erschienen, und ein dritter wird im Mai/Juni dieses Jahres folgen.
Bei Dusty Saddle Publishing habe ich mittlerweile meine eigene Serie KENNEDY US MARSHAL. Der erste Roman "Death in El Paso" ist gerade erschienen, der zweite Band "The Hunt for Shadow Man" ist gerade in Arbeit, und weitere 7 Bände sind geplant.
Ich werde also viel zu tun haben. Mit 67 Jahren bin ich eigentlich in einem Alter, wo man langsam ein paar Schritte weniger machen sollte. Aber irgendwie komme ich mir gerade so vor, als säße ich in einem Sportwagen und versuche, alles an Tempo herauszuholen, was irgendwie möglich ist. Oder anders gesagt - ich habe noch so einiges vor, und ich hoffe, dass ich noch Gelegenheit habe, die meisten dieser Ideen noch Wirklichkeit werden zu lassen.